Beobachtet man die Welt ungesehen, kann man in die Seelen der Menschen blicken. Man erkennt das Gute und Schlechte, die Untaten und die kleinen Gesten. Man erfährt mehr, als andere sehen und wissen, auch die Hintergründe für Feuerwehreinsätze …
Dieter Kleffner hat einen Roman geschrieben, den man auf zweifache Weise verstehen kann. Es ist ein guter Zeitvertreib, eine Geschichte aus einem Block mit all den Gefühlen, die dazugehören. Angst, Wut, Neid, Hass, Liebe, Zuneigung, heimliche Verehrung. Der Humor kommt auch nicht zu kurz, denn lachen ist gesund und es gibt viel zum Schmunzeln, wenn man die Welt um sich herum beobachtet.
Auf der anderen Seite kann man ein bisschen hinter die Zeilen blicken und lesen, was dort verborgen ist. Man kann lernen, wie man still die Menschen um sich herum beobachten kann. Wer die Augen offen hält, kann viel erfahren.
Mit viel Humor und Feingefühl hat sich Kleffner in die scheinbare Idylle eines Wohnblocks eingearbeitet. Der Leser ist irgendwann mittendrin, ein Teil des Blocks, ein Mitbewohner, der seine Nachbarn kennt. Man kennt die Dramen, man kennt das Zuschauen und das hinter der verschlossenen Türe über die anderen sprechen. Es wundert nicht, dass die trügerische Ruhe nur Fassade ist, dass es zum Drama kommt, dass die Feuerwehr sich schließlich einmischen muss.
Der Stalker von nebenan ist ein Lesevergnügen, einfacher Stil mit Tiefe, wenn man sie denn finden möchte.
4/5
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Dieter Kleffner – Der Stalker von nebenan
Edition Paashaas Verlag, 2016
229 Seiten
Ebook: 4,95 €
Taschenbuch: 11,90 €