CD: Slechtvalk – Where wandering shadows and mists collide


1997, also vor zwanzig Jahren, startete Shamgar ein kleines Musikprojekt, das seine Songs im Netz veröffentlichte. Dabei gab es nicht einmal einen festen Namen, unter dem die Stücke veröffentlicht wurden. Shamgar sah jedoch sowohl Potential als auch Erfolg in seinem Schaffen und gründete schließlich zwischen 1999 und 2000 (hier variieren die Angaben) eine Band: Slechtvalk, Niederländisch für Wanderfalke.  Die Band formatierte sich immer wieder ein bisschen um, gerade 2006/07 kam es zu einigen Neubesetzungen. Inspiriert wurde Shamgar (übrigens ein Richter des Alten Testaments, bekannt als Retter Israels, indem er sechshundert Philister mit einem Ochsenziemer erschlug) stark von der Black und Dark Metal Schiene. In Flames, Dimmu Borgir, Immortal, aber auch die eher ruhigeren Within Temptation haben ihn beeinflusst. Das merkt man auch in den Alben, bisher sechs, die zwischen hart und zarter wanken.

2016 wurde nach sechsjähriger Pause Where wandering shadows and mists collide veröffentlicht. Eine Scheibe, die brachial beginnt, mit fettem Sound. Getriggertes Schlagzeug, überzeugendes Growling und das dazugehörende Saitengequäle. Eine Nummer ohne Intro, die einen sofort in die Welt von Slechtvalk schmeißt und nicht mehr loslässt. Immer wieder darf die Gitarre in den Vordergrund, bevor es weitergeht. „We are“ ist der Song zum Mitgröhlen. Zum einen gibt es dieses Chorelement, das „We are“ singt, fast als eine Art Antwort auf Shamgars Ruf. Zum anderen ist es ein eingängiger Rhythmus, der einen gerade dazu zwingt, mitzusingen. „Asternas“ ist da schon ruhiger. Zwar mit kraftvoller Gitarrenstärke, aber ohne eine wirklich schnelle Nummer zu werden. Man hat ein bisschen den Eindruck, dass die ganze Power beim ersten Song rausgeprügelt wurde. Auch „Betrayed“ ist für Black Metal Verhältnisse wahnsinnig ruhig. Wer aber auf instrumentale Parts steht, auf kleine Feinheiten der sechs Saiten, der kommt voll auf seine Kosten. Bei „March to ruin“ gibt es wieder eine Art Backgroundchor, der relativ klar singt und damit in starkem Kontrast zu Shamgar steht. Dieses Element verleiht den Songs – man findet es öfter – etwas Getragenes und fast schon Ritterliches. Wer auf Keyboardintros steht, kommt bei „Nemesis“ voll auf seine Kosten, danach wird es aber wieder härter. Die Intros kommen, sie gehören zu manchen Songs, leider eben nicht zum allerersten auf der Scheibe. Dort hätte ich mir allerdings eines gewünscht, einfach um besser in die Platte reinzukommen. „Rise and Fall“ hat nicht nur ein Intro, es ist eine ganz solide Midtempo-Nummer, die weder aufregend, noch langweilig ist, sondern eher ein perfektes Beispiel für das Genre. Mit fast neun Minuten Länge braucht man ein bisschen Geduld für „Wandering Shadows“. Der Song hat viel zu bieten, ist abwechslungsreich und hat auch einen komplett ruhigen Part. Man muss sich vielleicht ein bisschen durchbeißen. Wer nur auf Härte steht, kommt hier nicht auf seine Kosten. Dafür gibt es aber das letzte Stück „Homebound“. Hier dürfen die Gitarren noch mal sprechen und Shamgar zeigt komplett sein Können.

Slechtvalk ist sicherlich nichts für jeden. Auch Blackmetaler werden zuweilen ein bisschen schlucken müssen. Das heißt nicht, dass die Band oder gar das Album schlecht ist. Aber man muss bereit sein für Abwechslung, für langsamere Parts, für ruhige Momente. Es gibt nicht nur Reinprügeln und Growling, was manchem vielleicht weniger gefällt. Das Album ist guter Durchschnitt.

3,5/5

Slechtvalk – Where wandering shadows and mists collide
Independent, 2016
CD: 9,99 €

Tracklisting:
We are
Asternas
Betrayed
March to ruin
Nemesis
Rise or fall
The shrounded grief
Malagh Defiled
Wandering Shadows
Homebound

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