Den Göttern sei Dank schreibe ich keine Rezension, bei der ich grad mal zehn bis 15 Sekunden testgehört hab – dann würde ich dieses Werk hier aber sowas von zerreißen …
Beim Anblick der mir bisher unbekannten Band Purpendicular dachte ich sofort an den Albumtitel des 96er Werkes von Deep Purple. Frontseitig aufgestickert dann auch noch der Hinweis „featuring Ian Paice und Tony Carey„. Auf den ersten Blick also wieder nur eine der unzähligen Cover- und Tributebands, bei denen irgendwo ein Fuzzelchen von einem der Mitglieder des Originals vorhanden ist.
Ohne große Begeisterung den Silberling in den CD-Schacht des Players geschoben und dann kamen sie … die obig erwähnten 15 Sekunden. Was soll das denn, fragte ich mich unwillkürlich. Ein Songintro mit einer dünnen Gitarrenspur und einem piepsenden Synthesizer? Neeeerv ….. Kurz bevor ich die CD schon wieder auswerfen wollte ging aber die Post ab. Ein gehöriger Dampfhammer aus Gitarrenriffs und Schweineorgel donnerte jetzt aus den Boxen. Dazu die Stimme des Sängers, bei dem ich augenblicklich dachte, ob das jetzt Deep Purple in Verkleidung sind. Von den nervigen Anfangssekunden (fast) keine Spur mehr – lediglich die Bridge im Mittelteil bildet das gleiche Motiv, bevor ein Soloteil als Orgel-Gitarrenduell an der Reihe war. „The Bullet“ hieß der Track und das war jetzt schon eine ganz andere Hausnummer. Weiter gings mit „Moving“, bei der das Intro aus der schön verzerrten Hammondorgel kam. Eine Midtemponummer, bei der auf der Tanzfläche sicherlich der eine oder andere Kopf geschüttelt wird. Ein eigenwilliger, einfacher Rhythmus, der von der Orgel gespielt wird, bildet den Teppich des folgenden Songs „I can’t win them all“, gefolgt von „Absence“, einer Downtemponummer, die den Vergleich mit den großen Vorbildern nicht zu scheuen braucht. Der fünfte Track, „Wonderful (Alternative Version)“ bildet den Rahmen, bei dem sich DP-Originaldrummer Ian Paice und Ex Rainbow Keyboarder Tony Carey aktiv ins Geschehen einbringen. Mit Ian Paice haben Purpendicular schon seit Gründung einen Unterstützer, der sowohl auf dem Debut This is the real Thing #1, als auch bereits bei einigen Live-Shows der Band seinen Tribut zollt. Purpendicular zählen seit ihrer Gründung im Jahre 2007 als die meistgebuchte Deep Purple Tributeband Europas. Vocalist Robby Thomas Walsh, der irisch-stämmige Frontmann klingt teilweise aber auch eins zu eins wie Ian Gillan. „End of Pain“ ist wieder eine Nummer der etwas ruhigeren Gangart, bevor mit „We both go down“ wieder aufs Gaspedal gedrückt wird. „Evil Tongue“, eine schwere Nummer, steht schön in der Tradition von Deep Purple, ebenso wie das folgende „Trouble Man“. Ein Gitarrenriff, das auch auf jeder alten Rainbow-Scheibe gut gepasst hätte, bildet den Auftakt zur vorletzten Nummer „Earth Sand“. Das kling sowas von saugut. Orgelklänge ertönen als Intro zum letzten Song, der sich teilweise an „Smoke on the Water“ anlehnt, bevor er im Strophenteil doch wieder die eigene Handschrift aufzeigt.
Fazit: Robby Thomas Walsh klingt mit seinem Projekt stark angelehnt an die Deep Purple ab Mitte der Achtziger Jahre. Teilweise nur etwas frischer und moderner. Der altebekannte Deep Purple Sound wurde sozusagen etwas durchgelüftet. Das Songwriting braucht sich hinter dem der Vorbilder absolut nicht zu verstecken. Die Produktion von Herbert Bucher und Oliver Klammt ist bestens und ausgewogen … lediglich diese vermaledeiten 15 Sekunden des ersten Tracks … aber der Rest wiegt diese komplett auf.
4 / 5
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Purpendicular – Venus to Volcanus
Fastball / Soulfood, 2017
CD: 16:99 €
Tracklisting:
01 – The Bullet
02 – Moving
03 – I can’t win them all
04 – Absence
05 – Wonderful (Alternative Version)
06 – End of Pain
07 – We both go down
08 – Evil Tongue
09 – Trouble Man
10 – Earth Sand
11 – No Rest