1997 hat sich die Britische Death Metal Formation gegründet. Die beiden Freunde David Gray und Jason Mendonca machten bereits seit 1987 Musik. Da war die Bandgründung wohl nur eine Frage der Zeit. Zwischen 1999 und 2007 kamen fünf Studioalben auf den Markt, dann gab die Band ihre Auflösung bekannt. Spektakulär für die Fans der Gruppe war 2016 der neue Song „Inner Sanctum“, der auf Youtube präsentiert wurde. Nach einer kurzen UK-Tour gab es die Ankündigung für ein neues Album, Renaissance in Extremis, das am 25. August 2017 erschienen ist.
Der Longplayer beginnt mit „Disappear“, einer siebenminütigen Nummer, die hauptsächlich instrumental ist. Das Growling ist absolut unverständlich, wie das meist der Fall ist. Eigentlich kein schlechter Start für eine Death Metal Formation, aber sieben Minuten sind zu lang. Da ist irgendwann die Luft raus. Vielleicht würde die Nummer besser ankommen, wenn sie sich in der Mitte des Albums befände, als Einstieg in meinen Augen absolut falsch gewählt. Dabei bietet der Song mehr und hat ruhige, fast sphärische Passagen vorzuweisen. Der Gesang wird dann auch klar, geht ein bisschen ins Gezwungen-Klassische über. Das muss man mögen und wird noch öfter zu finden sein. „Unbound by Sin“ beginnt mit einem richtigen Gitarrenbrett. Ruhiger wird es nur, wenn der Klargesang einsetzt. Der Text besteht großteils aus aneinandergereihten Wörtern. „Insentience“ beginnt langsam, die Gitarre gibt den Ton an, dann wird’s schnell. Hier wird der Gesang mal laut, rau, kräftig, ein bisschen gebrüllt. Das passt ganz gut und ist mal recht schön, besser als der ruhige Klargesang, der so gar nicht passen möchte. Dann wird aber das Schlagzeug recht hässlich gequält und die Saiteninstrumente dazu erinnern an eine Kassette, deren Band vom Rekorder gefressen wird. „First to Leave the Funeral“ hat wieder diesen Gesangmix, der irgendwann nervt. Vielleicht sieht die Band das als Abwechslungsreichtum, ich finde es störend und vor allem zerstörend. Denn gute Songs werden durch einen mittelmäßigen, hohen Klargesang kaputtgemacht. „Familiar Ghosts“ hat immerhin zwischendurch einen recht langen guten Part, bei dem alles stimmig ist, aber auch wieder über sieben Minuten lang und irgendwann ausgelutscht. Warum macht man nicht kürzere Songs, dafür aber gute, die auf Spielereien verzichten? „A Final Glance Back Before Departing“ klingt dafür fast schon poppig und ist eigentlich eine langweilige Nummer. „One Chapter Closing For Another to Begin“ beginnt auch schon wieder wie Pop, dann kommt eine Art des Gitarrenspiels hinzu, die Metal zu imitieren scheint. Wenn es keine Metalband wäre, würde ich es als bescheidenen Fakeversuch verurteilen. Gleicher Beginn bei „Inner Sanctum“, dann wird es schneller, geht wirklich wieder in Death Metal über. Kann aber weder die Nummer noch das Album retten. Endlich schließt die Scheibe mit „A Particularly Cold Sept“. Neuneinhalb Minuten, die endlos erscheinen.
Selten hat mich ein Album so genervt. Es ist weder Fisch noch Fleisch, keine klare Linie, keine Struktur, die der Scheibe Charme verleihen würde. Man kann Metalheads keine Empfehlung aussprechen, weil nichts durchgezogen wird. Scheinbar waren nur lange Nummern und Gitarrengeklimper wichtig, aber eben keine Linie. Das können nicht die Gitarrensoli herausreißen. Sehr schade und in meinen Augen ein absolut missglücktes Comeback. Vielleicht finden eingefleischte Akercocke-Fans dennoch Gefallen. Ansonsten: Lasst die Finger davon!
1/5
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Akercocke – Renaissance in Extremis
Label: Peaceville, 2017
CD: 13,99 €
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Tracklisting:
Disappear
Unbound by Sin
Insentience
First to Leave the Funeral
Familiar Ghosts
A Final Glance Back Before Departing
One Chapter Closing For Another To Begin
Inner Sanctum
A Particularly Cold Sept