Buch: Die Trikont-Story: Musik, Krawall & andere schöne Künste


Von Che Guevara bis Karl Valentin, von Bernadette La Hengst bis Hans Söllner, von Russendiko über den finnischen Tango bis zu Songs of Gastarbeiter. Die bandbreite des Trikont-Universums ist unermesslich. Höchhste Zeit, dass zum 50-jährigen Jubiläum ein Buch die Geschichte und Geschichten des Münchner Traditionslabels festhält. Nicht im Großen und Ganzen, sondern im Kleinen und Feinen. Christof Meueler und Franz Dobler haben gründlich die Archive des Labels durchforstet, mit den Labelinhabern, Künstlern und Weggefährten gesprochen, und unternehmen eine faszinierende Reise durch die letzten 50 Jahre Kultur und Politik abseits des Mainstreams. Hunderte Fotos und Dokumente ergänzen die Chronik.  (Quelle: Klappentext Buch).

Das kleine Trikont Label. Mich als Plattensammler, hat es auf eine gewisse Art und Weise immer schon fasziniert. Kenne ich doch einige der Trikont Künstler seit Jahren persönlich und hab auch eine kleine Menge an Platten des Labels im Regal stehen. Zum Halbhundert-Jubiläum haben sich Christof Meueler und Franz Dobler die Mühe gemacht und die Geschichte dieses Underground-Labels in Buchform gebracht. Das Buch, in schönem Hardcover gebunden und mit dem genialen Untertitel „Musik, Krawall & andere schöne Künste“ versehen, ist schlichtweg eine Zierde für jedes Buchregal und außerdem eine Bibel für alle Interessierten dieses Labels. Angefangen als Buchverlag, der aus einer Bewegung des SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund) in Köln 1967 unter Federführung von Gisela Erler und Herbert Röttgen entstanden ist. Der Name Trikont bedeutete, dass die drei Kontinente, wo die meisten Unterdrückungen stattfanden, Programm waren und ihre Stimme erhielten. Schon kurze Zeit später zog der Verlag nach München um, wo dann Achim Bergmann die Musiksparte übernehmen sollte. Im Jahre 1968 wurde der Musikpart komplett ausgegliedert zu einem Plattenlabel. Das Buch ist chronologisch in Dekaden aufgegliedert. Von den Anfängen bis zu den Zehnerjahren. Jede Dekade hatte seine Eigenheiten und Besonderheiten, die von den beiden Autoren gut hervorgehoben wurden. Als kleine Besonderheit ist eine (fast) komplette Diskographie im Buch vorhanden. Die wenigen Nummern, die fehlen, konnten von den Labelinhabern schlichtweg nicht mehr recherchiert werden. Das Buch ist trotz der vielen Fakten sehr fließend zu lesen. Man entdeckt immer wieder Kleinigkeiten, die so manch anderes Bekanntes auf einmal schlüssig werden lassen. Die vielen eingefügten Fotos, Plattencover und Dokumente lockern das Ganze richtig auf und ergänzen die Texte perfekt. Pressestimmen wie: „Eine Insel im Sumpf“ (Süddeutsche Zeitung), „Eine Gasse der Eigensinnkultur“ (Rolling Stone), „Lokal – Global – Von unten“ (TAZ) bringen die Gewichtigkeit und Wertigkeit des Labels auf den Punkt. Mit Liebe zum kleinsten Detail hat Labelgründer Achim Bergmann sein Baby über 50 Jahre aufgebaut und begleitet.

Leider konnte Bergmann sein Jubiläum nicht allzu lange feiern. Am 1. März 2018 verstarb Achim Bergmann unerwartet. So mag dieses exzellente Buch auch ein Vermächtnis eines Idealisten sein, der den unterdrückten Völkern, den Untergrundmusikern, den Randfiguren der Geschichte eine Stimme gab. Ihre eigene Stimme. Christof Meuelen und Franz Dobler gaben der Stimme zu guter letzt auch den Text dazu, der einiges aufklärt und erklärt. Ein unverzichtbares Kleinod für jedes Buchregal eines Musikinteressierten.  (Fotos: Trikont.de)

5 / 5

Christof Meuelen & Franz Dobler – Die Trikont Story
Heyne Hardcore Verlag, 2017
464 Seiten
Hardcover – Amazon: 30,00 €

 

Schreibe einen Kommentar