Fischer-Z – Seit den 80er Jahren war ich Anhänger dieser Post-Punk Band um den Mastermind John Watts. Songs wie „Room Service“, „Remember Russia“, „Battalions of Strangers“ oder „So long“ liefen oft auf meiner Anlage oder wurden in der Diskothek in meinen langen Jahren als Diskjockey aufgelegt. Fischer-Z sorgten immer wieder für volle Tanzflächen. Ich hatte John Watts in den 90er Jahren schon mal live gesehen, aber das war damals eher ein Solokonzert. Als ich vor Monaten aber die Vorankündigung >Fischer-Z< lesen konnte, war das für mich ein Pflichttermin und Karten wurden sofort geordert. Geplant war das Konzert in der mittleren Location des Backstage, der Halle. Tja, hatte der Veranstalter anscheinend nicht mit der Beliebtheit von Fischer-Z beim Münchner Publikum gerechnet, ging doch der Kartenvorverkauf ziemlich schnell in Richtung ausverkauft, so dass das Konzert ins größere Werk verlegt werden musste. Am Abend dann war zu sehen, dass auch das Werk ziemlich voll war.
Als John Watts alleine die Bühne betrat, wurde er sofort vom Publikum bejubelt. Nach ein paar freundlichen Ansagen seinerseits, begann er seine Performance mit der 87er Nummer „Tallulah Tomorrow“ vom Album Reveal, gefolgt von „Choose“ und „The Heaven Injection“. Alles wurde begeistert bejubelt. Nach „Tightrope“ und „Love Train Drama“ kam einer der alten Superhits an die Reihe, auf den vor allem ich gehofft hatte: „Room Service“ vom zweiten Album Going deaf for a living. Begeisterte Fans sangen lauthals mit. Bassist John Purdye sorgte für den stampfenden Beat aus seinen vier Saiten, der alles zum Kochen brachte. Purdye ist übrigens ein langjähriger Begleiter von John Watts, hat er doch schon 1982 auf dem ersten Soloalbum One more Twist die dicken Saiten gezupft. Da John Watts neben Fischer-Z auch Soloalben und sein Projekt The Cry aus der Taufe gehoben hatte, brachte er aus eben dieser Phase den The Cry-Song „Need you“, der den Leuten sichtlich gefiel. Dann kam aber schon wieder ein Tanzflächenfüller aus seinen glorreichen Tagen. Vom Album Red Skies over Paradise marschierten jetzt die „Battalions of Strangers“ aus den Boxen, ehe mit „Man in someone else’s Skin“ ein Song aus seiner Soloplatte The Iceberg Model aus dem Jahre 1983 dran kam.
Auffallend, dass John Watts nicht nur Fischer-Z Songs auf der Setlist hat, sondern auch seine anderen Aktivitäten abdeckt, seine alten mit den neuen Songs in schöner Abwechslung durchmischt. Das folgende „Stolen“ ist auf dem neuesten Album Swimming in Thunderstorms zu finden, ehe er uns mit „So long“ wieder zurück ins Jahr 1980 beamte und unsere alten Knochen zum Durchschütteln brachte. Die meisten Leute waren erstaunlich textsicher, egal ob alte oder neue Songs, fast alle sangen alles mit.
„Human Beings“, „The perfect Day“, „In England“ oder „Wild, wild, wild, wild“ … alles wurde bejubelt. Die Band um Watts und Purdye, in der Marian Menge die zweite Gitarre spielte, Adrien Rodes die minimalistischen Keyboards bediente und Sinisa „Sin“ Banovic für den nötigen Beat sorgte, war sehr unaufgeregt bei der Sache und man merkte, dass da oben auf der Bühne eine Einheit stand, die perfekt aufeinander eingespielt war. Mit „Limbo“ ging es wieder weit zurück in den Jahren und nach der nächsten Solonummer „Head on“ vom Morethanmusic & Films Album fand das reguläre Set mit dem alten Kracher „Marliese“ den Abschluss.
Der Abgang von der Bühne dauerte aber nur ein paar Minuten. Begeisterungsstürme holten die Band bald wieder zurück auf die Stage und es kam der älteste Song des heutigen Abends zum Vortrag. Aus ihrem Debutalbum Word Salad von 1979 kam jetzt „The Worker“ an die Reihe, welches von „Berlin“ gefolgt wurde. Der letzte Song war wieder von einer Solo-LP, nämlich seiner ersten, One more Twist von 1982. „One Voice“ beschloss einen wunderbaren Abend, der fast allen Gästen lang in Erinnerung bleiben dürfte. Ein kunterbunter Abend mit alten und neuen Songs in schöner Abwechslung. Bemerkenswert war übrigens die fast perfekte Soundqualität im Backstage-Werk. Der Mann am Mischpult war ein Meister seines Fachs. Egal ob weit vorne oder hinten, egal ob mittig oder außen, der Sound war überall fast perfekt und nicht zu laut. Für mich persönlich wäre es noch schöner gewesen, wenn die Songs „Remember Russia“, „Cruise Missiles“ und „Pretty Paracetamol“ auch noch auf der Setlist gestanden hätten – aber mei – das Leben ist kein Wunschkonzert. Trotzdem ein toller Abend, der bald wiederkommen könnte – ich würde sofort wieder hingehen.
Setlist: Fischer-Z
01 – Tallulah tomorrow
02 – Choose
03 – The Heaven Injection
04 – Tightrope
05 – Love Train Drama
06 – Room Service
07 – Need you
08 – Battalions of Strangers
09 – Man in someone else’s Skin
10 – Stolen
11 – So long
12 – Human Beings
13 – The perfect Day
14 – In England
15 – Wild, wild, wild, wild
16 – Limbo
17 – Head on
18 – Marliese
19 – The Worker
20 – Berlin
21 – One Voice