Buch: Dirk Kurbjuweit – Haarmann


Hannover um 1920: Während sich Deutschland von einem Weltkrieg erholt und direkt auf den zweiten zusteuert, verschwinden in Hannover immer wieder Jungen spurlos. Kommissar Lahnstein, geplagt von Schmerz und Verlust, die der Krieg mit sich brachte, soll den Fall aufklären, doch er kämpft gegen Windmühlen – und gegen die Zeit…

Fritz Haarmann war einer der bekanntesten deutschen Serienkiller. Es gab viele Geschichten und sogar Lieder, die gerne auch Kindern vorgesungen wurden und bis heute bekannt sind. Der Bekleidungs- und Fleischhändler versorgte im Nachkriegsdeutschland Hannover mit Fleisch, seinen Angaben zufolge von Pferden stammend. Später stellte sich heraus, dass es sich um Menschenfleisch handelte, da Haarmann seine Opfer loswerden musste. Tatsächlich schaffte er das auch über eine lange Zeit hinweg.

Robert Lahnstein soll ermitteln und hat Haarmann dabei schnell im Visier. Jedoch werden ihm immer wieder Steine in den Weg gelegt und die Schrecken des Krieges suchen ihn noch jede Nacht heim.

Der Ermittler ist auch die Hauptfigur im vorliegenden Kriminalroman. Seine Lebensgeschichte mit vielen Facetten und Details wird langatmig ausgebreitet. Die Kriegserlebnisse, die fehlenden Abschüsse – nur zwei – , der Traum zu fliegen und später die Angst, jemals wieder in die Luft zu steigen. Der Verlust der Liebsten und des Sohnes. Am Ende der Lektüre kennt man Robert Lahnstein in- und auswendig. Die verschwundenen Jungs sind nur ein Fall, vielleicht der Fall seines Lebens, jedenfalls aber stehen Täter und Taten nicht im Mittelpunkt. Über weite Strecken hinweg geht es nicht einmal um den Fall, es wird langweilig, zu weitschweifig. Hin und wieder finden sich kurze Einblendung der Gedanken und Handlungen Haarmanns, erst gegen Ende rückt er wirklich in den Mittelpunkt. Dann scheint es, als wären die Protokolle der Vernehmungen nach der Verhaftung geradezu abgetippt worden, um das Buch noch in die Spur zu bringen. Gedrängt und gehetzt geht es zum Ende.

Wenn man nichts von Haarmann weiß, kommt man gar nicht mit der Erzählung der Geschehnisse klar, versteht einzelne Zusammenhänge nicht und sieht Haarmann nur als einen Fall unter vielen an. Die Schrecken der oftmals als spektakulärster Kriminalfall Deutschlands bezeichneten Ereignisse werden absolut nicht deutlich.

Ein eher enttäuschendes Buch, das dem Titel nicht gerecht wird und wenig Spannung aufbauen kann. Historisch allerdings werden einige politische Situationen der damaligen Zeit aufgearbeitet, leider aber werden dadurch mögliche Schwierigkeiten die Ermittlungen betreffend nicht ausgeführt.

2/5

Dirk Kurbjuweit – Haarmann
Penguin Verlag, 2020
320 Seiten
Hardcover: 22,00 €

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