Ayoola ist das absolute Lieblingskind, hübsch, begehrt, aber auch etwas einfältig und von der Selbstdarstellung auf Instagram fasziniert. Korede hingegen ist fleißig, arbeitet als Krankenschwester und ist ständig darum bemüht, hinter ihrer Schwester aufzuräumen. Doch wie lässt man Leichen am besten spurlos verschwinden?
Ein Thriller aus Nigeria, das ist mal etwas ganz anderes. In dem Staat läuft manches anders und Oyinkan Braithwaite schafft es mit einfachen Worten, schwierige Sachverhalte zu erklären und den Leser in die afrikanischen Gepflogenheiten und die Kultur zu führen. Ohne belehrend zu wirken oder langatmige Kapitel einzufügen, beschreibt sie die Kultur und politische Situationen. Dabei bleibt sie stets spannend und humorvoll zugleich. Situationskomik wechselt mit Sarkasmus, introvertierte Gefühle mit extrovertierter Geschwisterliebe. Viel über die Geschichte erzählen, kann man eigentlich gar nicht, sonst würde man zu viel spoilern. Nur so viel: Die Charaktere sind geschickt ausgesucht und gut beschrieben. Man ist schnell in der Geschichte vertieft und fragt sich nach der Richtung, die eingeschlagen werden wird, wird dann auch immer wieder überrascht von Wendungen, die man nicht erwartet hätte. Der Thriller ist stellenweise anders aufgebaut und verlaufend, als man es gewohnt ist, das ist erfrischend und macht richtig Spaß. Ein bisschen wie Urlaub machen in Nigeria.
Meine Schwester, die Serienmörderin ist ein regelrechter Pageturner, der ohne viel Gewalt auskommt und trotzdem Spannung aufbaut. Die Beziehung zwischen den Schwestern steht zwar im Vordergrund, ist aber so geschickt beschrieben, dass daraus kein langweiliger Familienroman entsteht. Auch das Hörbuch mit Sprecherin Sabina Godec ist zu empfehlen. Definitiv eines der Bücher, die man 2020 gelesen haben sollte.
5/5
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Oyinkan Braithwaite – Meine Schwester, die Serienmörderin
Blumenbar, 2020
240 Seiten
Hardcover: 20,00 €