Buch: Carla Berling – Klammerblues um zwölf


Teddy ist tot – und für Fee ist die Welt zusammengebrochen. Alleine sitzt sie in der Wohnung, schaut Serien und isst. Doch bald muss sie lernen, dass das Geld knapp wird und sie eine Lösung braucht. Ob da die quirlige Claudine von gegenüber der richtige Ausweg ist? Und dann noch eine WG gründen, in ihrem Alter, mit Ende fünfzig? Ja, aber das geht doch nicht!

Die zweite Komödie von Carla Berling hat es in sich. Beginnend mit dem Tod des geliebten Ehemanns, verfällt Fee in eine Depression. Die Einsamkeit macht ihr zu schaffen und mit ihr kommen mehrere Probleme auf die Protagonistin zu. Einfühlsam beschreibt Berling die Leere, wie schnell alles anders sein und alle Pläne für die Tonne sein können. Im krassen Gegensatz dazu steht die lebenslustige, quirlige Claudine, die ihr Schicksal angenommen hat und sich nicht unterkriegen lässt. Trotz aller Ja, aber- und Nein, weil-Einwürfe, wird eine WG gegründet. Diese ganzen Zweifel und Ängste sind für den Leser nachvollziehbar und immer wieder ertappt man sich dabei, sich selbst die Frage zu stellen, wie man in der Situation reagieren würde. Wäre man die lethargische Fee oder doch die energiegeladene Claudine?

Witz und Ernsthaftigkeit wechseln sich ab. Mit viel Lebenslust und einer guten Portion Verzweiflung werden die Herausforderungen gemeistert. Dabei zeigt die Autorin deutlich auf, dass das Alter nebensächlich ist und man auch noch mit 70 Jahren einen Marathon laufen kann. Das Leben ist erst dann zu Ende, wenn man stirbt – so lautet die klare Botschaft des Romans.

Klammerblues um zwölf macht Mut, sich nicht an die Vergangenheit zu hängen, sondern sein Leben zu leben und zu genießen, auch mit über Fünfzig noch etwas Neues anzufangen und niemals aufzugeben. Wer nun aber denkt, das Buch sei nur für Ü50-Leser, täuscht. Auch Jüngere haben ihren Spaß an der Story und was für die Ü50-Generation zutrifft, kann für die U50-Leserschaft nicht falsch sein. Manchmal muss man einfach ausbrechen und sich selbst reflektieren – das ermöglicht Berling, denn sie schreibt keine fiktive Story, sondern mitten aus dem Leben. Irgendwo in den Zeilen findet man sich selbst, einen Zweifel, einen Charakterzug, eine Stärke oder Schwäche, an der zu arbeiten ist.

Mit der zweiten Komödie hat Berling sich einen festen Platz in diesem Genre erarbeitet und macht Lust auf viele weiter Romane in diesem Stil. Kölner Lokalkolorit inbegriffen und aus einem unermüdlichen Musikschatz schöpfend – denn zu jeder Lebenslage gibt es den passenden Song. Ein herrlicher Roman für den Sommer – und Neuanfänge.

5/5

Carla Berling – Klammerblues um zwölf
Heyne Verlag, 2020
272 Seiten
Taschenbuch: 9,99 €

 

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