Artwork painted by Eliran Kantor (Testament, Iced Earth, Sodom)

CD: Sweeping Death – Tristesse


Die Corona-Zwangspause nutzen – das war und ist das Ziel zahlreicher Musiker und Künstler. Auch die bayerische Formation Sweeping Death war kreativ während des letzten Jahres und veröffentlicht am 09. September 2021 ihre brandneue EP Tristesse.

Der Fokus liegt dieses Mal auf der Zahl 3 und Arthur Schopenhauers Die Welt als Wille und Vorstellung. Moment, was? Ja, das wird philosophisch. Es ist das Werk Schopenhauers, sein Leben lang hat er daran gearbeitet. 1819 erschien die Erstauflage, die mehrfach überarbeitet wurde. Der Philosoph selbst hat zur zweimaligen Lektüre geraten, um es zu verstehen. Ziel soll die Mitteilung eines einzigen Gedankens gewesen sein. Oftmals wurde ein Zitat aus seinen Notizen als eben dieser Gedanke angeführt: „Meine ganze Philosophie lässt sich zusammenfassen in dem einen Ausdruck: Die Welt ist die Selbsterkenntnis des Willens.“ (Quelle: Arthur Schopenhauer: Der handschriftliche Nachlass in fünf Bänden. Hrsg. von Arthur Hübscher. Band 1: Frühe Manuskripte (1814–1818). Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1985, Notiz 662.) Und damit und mit der neuen EP von Sweeping Death lassen wir euch jetzt alleine mit euren Gedanken und Interpretationen.

Kleiner Scherz, natürlich tun wir das nicht, aber es wird deutlich, dass die Gruppe keine allzu leichte Kost ausgesucht hat – und sie gehen noch weiter. Die drei Songs bilden eine Einheit, drei Stufen, die eine „Transformation von Innen heraus bis hin zur letzten, fast göttlichen Ebene“ (Quelle: Press release Sweeping Death) beschreibt. Die Dreiheit markiert dabei in Natur, Philosophie und Religion eine feste Konstante. Auch der Titel spielt damit: „Tris“ und „esse“ aus dem Lateinischen frei übersetzt „drei-sein“.

Genug der Vorrede, wie ist denn nun die Musik? „The World As Will“ führt mit einem schönen, eher ruhigen Intro in die EP ein. Brauchbare Gitarren treten in den Hintergrund, wenn der Gesang beginnt. Es bietet sich an, den Song mehrfach zu hören, einmal komplett, einmal rein auf den Text und einmal rein auf die Musik achtend. Auch hier wieder die magische Zahl 3. Die Melodie bietet einiges, das man bei einmaligen Anhören gar nicht unbedingt heraushört. Laut Band wurde darauf geachtet, dass die Songs auch live funktionieren. Das sehe ich hier nicht so gegeben. Dagegen sprechen die Länge von über sieben Minuten, die doch bis über die Hälfte zu getragene musikalische Linie und die Streicher, die innerhalb des Songs eine Zäsur markieren, nach der es etwas schneller weitergeht. Hier sind schöne Riffs verbaut, eine gute Soloeinlage. „Alter the Rift“ beginnt tatsächlich ganz befremdlich mit Klavierspiel. Ruhig, getragen, verwirrend. Was ist denn nun los? Nach einer halben Minute wird es schneller, der Rhythmus ändert sich, das Klavier weicht Gitarre, Drums und Co und etwas, bei dem sich die Geister scheiden werden. Während es manche langweilig finden werden, werden andere hier eine gute Hookline raushören, die sich im Gehörgang festsetzt. Musikalisch merkt man das Zerren an der Seele, am Inneren, das die Transformation durchmacht und schließlich mit dem letzten Song auf einer göttlichen Ebene steht. „Sublime me“ kann ich mir live ganz gut vorstellen, auch wenn es wieder über die sieben Minuten Marke geht. Aber der Fuß wippt im gemäßigten Takt mit und es gibt die Stellen, an denen ein Publikum deutlich mitsingen könnte.

Tristesse ist alles andere als traurig. Allerdings ist fraglich, ob Sweeping Death ohne eine Erklärung der Hintergründe verständlich machen können, welche Gedankengänge und Philosophien hinter der EP stecken. Fast schon wirkt es schade und ein bisschen verschwendet, wäre da nicht ein komplettes Konzeptalbum besser gewesen? Man hat sich schließlich große Mühe gegeben, das Artwork stammt von Eliran Kantor, bekannt durch Testament, Bloodbath und andere. Beim Mix hat Ola Ersfjord in Madrid geholfen und das Mastering stammt aus Texas von Chris Common. Gut oder schlecht? So mittel; ohne den Hintergrund zu kennen, ist nicht viel auszusetzen, es wird nichts falsch gemacht, drei Songs, die stimmig sind, Abwechslung bieten und einen ganz feinen, wenngleich langsamen und sanften Metal bieten. Allerdings weiß man ohne den Hintergrund auch manches gar nicht richtig zu schätzen, weil man es nicht versteht und auch gar nicht beachtet. Aber vielleicht ist das auch nur ein Vorgeschmack auf den nächsten Longplayer.

3/5

Sweeping Death – Tristesse
Not on Label, 2021
CD: 8,00 €
Website

Tracklist
1. The World As Will
2. Alter the Rift
3. Sublime me

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