Buch: Scott Carson – The Chill. Sie warten auf Dich


Unter dem Wasser eines Stausees im Bundesstaat New York liegt eine verlassene, überflutete Stadt. Vor langer Zeit wurden die Bewohner vertrieben, doch etwas ist geblieben und als der Regen beginnt, beginnt der Wettlauf gegen die Zeit…

Horror-Großmeister Stephen King bezeichnete das Buch als „großartige[n] Horror-Roman“. Das sind Vorschusslorbeeren, die einem 496 Seiten schmackhaft machen. Der Beginn ist noch recht einfach, die Figuren werden vorgestellt, es herrschen Zeitsprünge und Ortswechsel, man muss sich ein bisschen reinfuchsen, wer nun wie zusammengehört, welche Probleme jeder Charakter mit sich herumschleppt und was in der Vergangenheit geschehen ist und gerade im Jetzt passiert. Ist das auf den ersten etwa einhundert Seiten noch vollkommen in Ordnung, wird es irgendwann zu viel, zu verworren und langatmig, noch ein Schlenker, noch ein paar Seiten, die zu viel sind und Längen darstellen, die es in dieser Form nicht gebraucht hätte. Man verliert irgendwo zwischen dem Regen, einer problematischen Vater-Sohn-Beziehung und einer komplizierten Vater-Tochter-Vergangenheit den roten Faden und die Lust am Lesen. Es ist zu viel, zu verworren, zu verwoben, zu undurchsichtig. Man muss sich durchkämpfen stellenweise, ich hab teilweise leider unterbrechen müssen.

Dennoch bedeutet es nicht, dass The Chill schlecht ist, da würde man dem Buch nun doch unrecht tun. Die Story an sich ist spannend und man ist bis zur letzten Seite neugierig, weil man wissen möchte, was da im Stausee lauert, wie die Personen agieren und vor allem: Ob irgend etwas gerettet werden kann oder alle unweigerlich in ihr Verderben stürzen. Spannung ist vorhanden und ein feiner, sehr subtiler Horror. Wer allerdings eine spannende Horrorstory erwartet, findet hier wenig zum Gruseln. Die Protagonisten sind fein ausgearbeitet, bekommen ein Gesicht, eine Vergangenheit, eine richtige Seele und der Leser kann sich die Personen sehr gut vorstellen, ihre Ängste, ihr Versagen, ihre Hoffnungen.

The Chill ist gut für lange Winterabende, kein Pageturner, aber mit etwas längerem Atem auf jeden Fall ein guter Zeitvertreib, der ganz nebenbei einiges an Wissen über Stauseen vermittelt.

3/5

Scott Carson – The Chill
Heyne Verlag, 2021
496 Seiten
Taschenbuch: 16,99 €

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