CD: Miley Cyrus – Endless Summer Vacation


Als ich mich selbst für einen Steckbrief auf diesem Blog beschreiben sollte, dachte ich direkt an meine, wie ich sie nenne, musikalische Emo-Phase – Posthardcore und Metal. Auch wenn ich einige Lieder und Künstler seit zehn Jahren nicht mehr gehört habe, werde ich regelmäßig von unerwarteten Ohrwürmern heimgesucht. Was mir vorher nicht klar war, war, dass meine Hannah Montana-Phase einen noch größeren Einfluss auf mich hatte. Als Fan von Miley Cyrus (und vor allem Hannah Montana) hat man es nicht immer leicht. Nach großem Erfolg im Pop-Bereich trennte Miley sich von Disney und ihrem Image als liebes Mädchen. Mit ihren Alben Bangerz und Miley Cyrus & Her Dead Petz hat sie eine neue Richtung eingeschlagen, die nicht jedem gefällt. Der Wendepunkt war dann 2017 mit ihrem Hit „Malibu“, in dem Miley endlich wieder ihre sanfte, L.A.-Girl Seite gezeigt hat. Ihr Album Plastic Hearts brachte 2020 weitere Knaller hervor, wie „Prisoner“ im Duett mit Dua Lipa, und „Midnight Sky“, welcher mit Fleetwood Macs Sängerin Stevie Nicks‚ „Edge of Seventeen“ zu einem noch krasseren Banger gemixt wurde. Nachdem 2022 ATTENTION: MILEY LIVE erschien, wurde am 10. März 2023 endlich wieder ein neues Album veröffentlicht. Aber hat sie es noch drauf? Spoiler Alert: Ja und zwar so sehr, wie nie zuvor!

Es beginnt mit „Flowers“ – den Song kennt mittlerweile jeder, der einen Fernseher oder Radio besitzt. Viele sind genervt, manche stören sich an der Aussage, dass man sich selbst die Blumen kaufen kann, dass dies nicht der Partner tun muss. Dabei ist doch klar, mit der falschen Person helfen auch keine Blumen. Besonders in der Demo Version am Ende des Albums wird die Message noch viel klarer. Es geht darum, eine Trennung zu verarbeiten und sich selbst zu priorisieren. Glücklich zu sein, statt mit seinem Glück von einer anderen Person abhängig zu sein. Das funktioniert nämlich nicht. Ein unglaublich starker Song, und noch mehr in der Demo-Version! Zweiter Song … „Jaded“ – Nach dem Arschtritt an einen Ex-Partner in „Flowers“, klingt dieser Song beinahe versöhnlich. Eine starke Ballade, die zeigt, wie sehr eine Beziehung ihre Spuren hinterlassen kann, auch wenn diese längst beendet ist. Als ich das folgende „Rose Colored Lenses“ das erste Mal gehört habe, hatte ich zwei Gedanken: „Wow, der Refrain passt richtig gut als TikTok-Sound.“, dann: „Oh Gott. Ich hoffe, das war nicht mit Absicht“. Der Song ist wunderschön und klingt nach junger Liebe, Spaß und Abenteuern. Bitte Welt, mach keinen TikTok-Trend daraus, ok? Ich möchte den Song gern mal für mein Hochzeitsvideo nutzen, danke. Mit „Thousand Miles“ geht Cyrus anscheinend back to the Roots? Aufgewachsen in Tennessee, ist Miley neben dem L.A.-Girl auch das absolute Countrygirl. Mit der Countrysängerin Brandi Carlile bringt sie einen knaller Gast auf dieses Album. Ursprünglich inspiriert vom Suizid der Schwester einer guten Freundin, hat sie den Song in Freude für ihre eigene Schwester gehüllt.
„You“ – Darüber müssen wir eh mal reden. Auf Mileys Live Album ATTENTION: MILEY LIVE hat sie eine unschlagbare Live-Version rausgehauen, mit so viel Power und Emotion, unfassbar. Die Studioversion wirkt unperfekt, unfertig, einfach unendlich cool. „Handstand“ ist ein experimentellerer Song mit irren Sounds a la Krautrock-Experiment. Mit meinen Noise-Cancelling Kopfhörern hatte ich kurz Angst, gerade von Aliens in ein Ufo gehoben zu werden – klang jedenfalls so. Der Song bringt einen atmosphärischen Vibe mit, den man nur schwer erklären kann. Das folgende „River“ ist inspiriert von einer Tanzparty mit ihren Freundinnen, bei der ausschließlich Classics von Britney Spears, Diana Ross, Whitney Houston und anderen weiblichen Legenden gespielt wurden. Dazu zählen neben Miley auch Paris Hilton und Lindsay Lohan. Ich hätte gern mal Mäuschen gespielt bei dieser Party.

„Violet Chemistry“ ist ein weiterer atmosphärischer Song, der zukünftig wohl auf keiner L.A. Poolparty fehlen darf. Schon beim Hören rieche ich das Poolwasser. Miley hat eine unverwechselbare Stimme, die in diesem Song auf allen Ebenen in jeder Tonlage überzeugen kann. „Muddy Feet“ – GTFOOMH! Hier wurde wohl jemand beim Fremdgehen erwischt. Ups. Da holt man sich doch glatt Sia an seine Seite, um dem Ex nochmal freundlich zu zeigen, wer nicht auf seiner Seite steht. Bye bye Boy. Bei „Wildcard“ wird es rockig, und trotzdem emotional. Ein weiterer durchweg starker Song.
Paradies oder einsame Insel? Das fragt Miley sich im Track „Island“. Trotz des tropischen Vibes, fühlt man die Unsicherheit, die diesen Song inspiriert hat. Reichtum und Berühmtheit sind eben nicht alles, wenn man es nicht teilen kann.
Bei „Wonder Woman“ zum Abschluss wird es nochmal richtig emotional. Es geht um Weisheit, Stärke und den schmerzhaften Verlust ihrer Oma, die Mileys Fanclub geführt hat und ihr sehr nahe stand. 

Man nehme einen Pop-Song, der bereits vielen aus den Ohren raushängt, verwandelt ihn in eine A-Capella Version und schon hat man einen Bonus-Track. Miley Cyrus allein und ein Piano, und heraus kommt eine emotionale Ballade, in der Mileys kraftvolle und verrauchte Stimme besonders raussticht. Hat mal jemand mal ein Taschentuch?

Over all eine absolute 10/10. Diesen Satz habe ich schon geschrieben, bevor ich überhaupt das ganze Album gehört habe, Und er durfte stehenbleiben. Ein Wahnsinn – Welcome back, Miley. Wer mehr von Miley hören und sehen will, kann sich zum Album-Release die Backyard Version auf Disney+ ansehen.

5 / 5

Miley Cyrus – Endless Summer Vacation
CD: 16,99 €

Tracklist:
1 Flowers
2 Jaded
3 Rose Colored Lenses
4 Thousand Miles (Feat. Brandi Carlile)
5 You
6 Handstand
7 River
8 Violet Chemistry
9 Muddy Feet (Feat. Sia)
10 Wildcard
11 Island
12 Wonder Woman
13 Flowers (demo) – Digital Bonustrack

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