Genaus ein Jahr ist es jetzt her, als mein Freund Peter Frohmader plötzlich verstorben ist. Peter Frohmader, ein Vollblutmusiker und von der Süddeutschen Zeitung einmal als „Godfather of Gothic“ betitelt, spielte mit seiner Formation Nekropolis in den unterschiedlichsten Zusammensetzungen einen Musikstil, der eigentlich komplett zwischen allen Stühlen beheimatet war. Krautrock, Jazz, Ambient, Psychedelic, Industrial, Avantgarde, Elektronik, Rock … so richtig einordnen konnten man Frohmaders Musik nie. Gefallen hat sein Sound dafür sehr vielen – wenn sie denn mal in den Genuss kamen, Nekropolis kennen zu lernen. Der Mainstream war ihm verhasst, im Underground war er beheimatet. Der krachende Sound seines Rickenbacker Basses brachte nicht nur einmal seine Umgebung zum Vibrieren. „Ich bin doch kein Softie“, war einer seiner Sprüche, mit denen er seine Intensionen zu erklären versuchte. Im Ausland wie Japan, dem Vereinigten Königreich oder den USA war Peter teilweise bekannter als hierzulande. Legendäre Bands wie Throbbing Gristle oder die Sisters of Mercy haben sich auf ihn berufen. Heimischen Gothic-Bands wie Lacrimosa oder Deine Lakaien galt er als Vorbild und Inspiration.
Nicht nur der Musiker Frohmader, nein, auch der Mensch Peter wird seitdem von vielen Leuten arg vermisst. Reiner Ewert, in der Szene auch bekannt als Ray Cipolla, einer der letzten Wegbegleiter und Schlagzeuger von Nekropolis hat nun, ein Jahr nach dem tragischen Ableben von Peter Frohmader ein Gedenk-Konzert zu dessen Ehren organisiert. Das Ganze fand jetzt im Kulturkeller im Münchner Westend statt. Eingeladen waren viele Freunde und Wegbegleiter. Sogar Martin Stopper, der erste Drummer von Nekopolis und Peters langjähriger Freund seit ihren Schultagen war anwesend. Drei Bands standen auf dem Programm. Isbe Frame, ein Trio mit der ungewöhnlichen Besetzung von zwei Gitarren und elektronischen Schlagzeug. Rauschangriff, eine Münchner Punk-Rock Band, die auch schon seit 1995 existiert, und als Headliner Nekropolis ’22, eines von Frohmaders letzten musikalischen Projekten.

Los gings mit Isbe Frame, bei dem Ewert auf seinem elektronischen Drumkit spielt, welches mit allerhand Effekten und Klängen programmiert ist. Auf einem Rhythmus, der ein wenig an Embryo erinnert, schichteten die beiden Gitarristen Oliver Schell und Emanuel Dürr Gitarrenspuren obendrauf, so dass das Ganze in ein flirrendes psychedelisches Krautrockmuster mäanderte, welches mich manchmal an die Mittel- bis Spätphase von Tangerine Dream erinnerte. Das klang hervorragend, so dass einige der anwesenden Gäste nach Platten von Isbe Frame fragten … welche es leider (noch) nicht gibt. Na ja, hoffen darf man ja mal. Ich würde mir diese sofort zulegen. Leider war nach ein paar Songs auch schon wieder Schluss, weil die beiden anderen Bands ja auch noch spielen wollten. Ich hätte den Dreien stundenlang zuhören können.

Den Mittelpart des Konzertes bestritten die Münchner Punk-Rocker von Rauschangriff. Für den soliden Grund sorgten Drummer Küken und Bassist O.S. Die Saiten seiner Gibson Flying-V ließ Gründungsmitglied Machtkrampf schwirren, und Sänger Henne röhrte seine gesellschaftskritischen Texte in die Runde. Arbeit, Politik, alltägliche Missstände sind die Themen, mit denen sich Rauschangriff auseinandersetzen und diese in musikalischer Form hinausschreien. Das Ganze machte Spaß zu hören und die vier Musiker hatten denselben sicherlich auch auf der Bühne. Bemerkenswert waren die Preise am Merchandisestand der Punk-Rocker. Das Teuerste war ein T-Shirt für 10 Euro, Buttons gab’s ab 50 Cent. Das ist Punk und hier wird er noch gelebt. Klasse!

Anschließend kam der Höhepunkt des Abends. Nekropolis ’22 … Peters eigene Formation auf die Bühne. Den Basspart übernahm Machtkrampf von Rauschangriff ,der die vier Saiten ähnlich beackerte wie seinerzeit Peter. Für den soliden Background sorgte Reiner Ewert, dieses Mal am regulären analogen Schlagzeug. Peters langjähriger Begleiter an den Keyboards, Udo Gerhards vervollständigte das Trio. Reiner sagte noch bei der Ansage zu Beginn, dass die Nummern allesamt Spontankompositionen wären. Ein Potpourri aus langsameren fließenden Nummern in Abwechslung mit treibenden Grooves sorgte für Gänsehautmomente bei den Gästen. Das war wieder Krautrock der Extraklasse. Melodienbögen a la Tangerine Dream veränderten sich im Song zu jazzigen Strukturen wie von Kraan zu besten Zeiten. Das klang einfach nur megastark und Peter hätte seine Freude dran gehabt. Ohne Setlist bestritten die Drei ein klasse Set, welches die Zuhörer zu lautem Beifall animierte und nach Zugaben verlangte. Nach einer letzten Nummer war’s das dann aber auch und die Gäste blieben noch in anregenden Gesprächen vertieft auf ihren Plätzen. Wie schon zuvor bei Isbe Frame wurden hier auch Rufe nach Vinylplatten laut. Hoffen wir mal, dass sich auch in dieser Richtung was tut.
Alles in allem ein klasse Abend mit spitzen Bands, tollem Publikum und mega Stimmung. Hoffen wir, dass dieser Abend eine Wiederholung findet. Peter hätte es gefallen.

















