Über den Suizid seiner Verlobten Ashley kommt Todd nicht hinweg. Er weiß, warum sie sich umgebracht hat, weil sie ein Final Girl ist, weil sie ein grausames Massaker als einzige überlebt hat. Aber was ist wirklich auf dem Gelände des Hayden Resort passiert in jener Nacht? Todd muss es herausfinden – und vor allem will er denjenigen finden, dem Ashley entkommen ist…
Der Leser erfährt nur, dass Ashley Angst vor der Dunkelheit hat und schlimme Erinnerungen, dann ist sie auch schon tot und ihr Verlobter Todd grämt sich. Sie war eine Lost-Places-Explorerin und hatte immer alles geplant, nur ihre letzte Erkundungstour war zu einem Desaster geworden. Ashley hatte als einzige überlebt und diese Nacht nie vergessen. Den Wraith aber, der ihre Freunde umgebracht hatte, hat man nie gefasst. Während die Fans von Ashley und diejenige, die sie als Final Girl verehren, Blumen und Beileidsbekundungen vor dem Haus ablegen, nicht ohne dabei ein Erinnerungsfoto zu schießen, verfällt Todd immer mehr. Diese Passage ist wahnsinnig langatmig und viel zu ausführlich. Es wirkt, als habe Shea eigentlich eine andere Idee gehabt und sich um Kopf und Kragen geschrieben. Aber man will dann doch wissen, ob er irgendwann den Plan fasst, zum Hayden Resort zu fahren um sich auf Spurensuche begeben. Und ja, das tut er, soviel darf man spoilern. Alleine ist er dabei nicht, einige Freunde begleiten ihn gegen seinen Willen, aber am Ende ist er dann doch ganz dankbar, nicht alleine in der Dunkelheit über das Gelände schleichen zu müssen.
Typische Horroreffekte wechseln sich ab mit einer wabernden Gruppendynamik, die zwischen Freundschaft, Abneigung und Vorurteilen wandelt. Einen richten Plan hat keiner, seltsam ist, was plötzlich gesucht – und nicht gefunden wird. Noch seltsamer ist es, dass Ashley nicht sonderlich viel von dieser Nacht erzählt. Angeblich erinnert sie sich nicht, dann aber doch – und Todd erfährt davon erst nach ihrem Tod. Der Autor liefert zwar immer Begründungen, doch sind diese teilweise zu weit hergeholt, zu konstruiert, zu unlogisch. Unlogisch ist vieles und wird immer mehr: Wissen und diese kleinen Gruselgeschichten, die man über den verlassenen Ort erfährt, wird einfach auf einer Speicherkarte dem Resort überlassen, niemals erzählt, weiter nachgeforscht auch nicht. Polizei und Behörden tun trotz mehrfacher Mordfälle und dem großen Massaker gar nichts – oder benutzen sie das Resort, um ungeliebte Bürger verschwinden zu lassen? Und dann sind da noch Todd und seine Freunde, die keine leichte Nacht auf dem Gelände verbringen und – oh Wunder – sich zu den richtigen unpassenden Momenten verletzen. Die Verletzungen sind aber nur dann erwähnt und nur dann schlimm, wenn es gerade passt, um wieder konstruiert das nächste Highlight geschehen zu lassen, ansonsten geht es Schwerverletzten auf wundersame Weise plötzlich super.
Ja, das nervt manchmal und macht aus einem guten Horrorschocker einen C-Movie mit schlechten Schauspielern. Die Geschichte hat Potential und wenn man über den langen, langen Anfang, die ersten 100 Seiten etwa, hinaus ist und die Logikfehler ignoriert, macht Schlachthaus richtig Spaß.
3/5
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Hunter Shea – Schlachthaus
Festa Verlag, 2022
464 Seiten
Taschenbuch: 14,99 €
