Mobile Ethnic Minority – Genauso wie mir bisher wird den meisten dieser Band- oder vielmehr Projektname rein gar nichts sagen. Der Münchner Musiker Mario Knapp hat unter diesem Banner aber mittlerweile seinen sechsten Longplayer herausgebracht. Mir persönlich ist dieser Name bisher noch nicht aufgefallen. Umso gespannter war ich, als mir ein befreundeter Plattendealer von einer neuen Scheibe erzählte und diese drauf auch vorspielte. Wenn mir mein Spezl von was vorschwärmt, dann kann ich mit Sicherheit darauf wetten, dass das meinen Geschmack zu mindestens 90% trifft.
Beginnend mit dem letzten Song der Platte, „The Lion“ war ich sofort nach den ersten Gitarrenklängen angefixt. Krachend verzerrt und komplett spartanisch zurückgenommen, fiel mir sofort Dead Man ein. Der surreale schwarz/weiß Western von Jim Jarmusch mit dem genialen Soundtrack von Neil Young. Einsame Weiten verkörpert in der Gitarrenstimme von eben Mario Knapp. Sie schraubt sich in der Verbindung mit seinen rauchigen Vocals durch den Hörnerv und setzt sich tief im Gehirn fest. Schon der Track alleine war für mich kaufentscheidend und sofort wurden drei Exemplare der auf 500 Stück limitierten Privatpressung namens Exposure eingetütet. Daheim wurde die Vinylscheibe dann zweimal komplett durchgehört und man entdeckt immer wieder neue Klangwelten. Unweigerlich zieht man Vergleiche mit bereits bekannten Musikern, die bei den Tracks Pate gestanden haben könnten. Lyle Lovett, Peter Gabriel, Mark Lanegan, Tom Waits … alles da, ähnlich vertrackt, aber doch ganz eigen von Mario Knapp. Wenn „Walk with me“ auf dem Us-Album von Peter Gabriel drauf gewesen wäre, keiner hätte sich damals gewundert. Verfremdete afrikanische Rhythmen als Basis, eine akustische Gitarre und eben diese unvergleichliche Stimme. „Strange Dreams“ würde bestens auf jede Tom Waits LP passen. Man entdeckt bei jedem weiteren Durchhören immer wieder neue Nuancen, neue Bilder dehnen sich im Kopf aus. Bilder … das ist für mich der prägendste Teil dieser neuen Scheibe. Wenn ich Exposure mit zwei Worten beschreiben müsste, dann würde ich „Bilder hören“ sagen. Mir würde sofort bei jedem Song der passende Film dazu einfallen, den ich damit vertonen würde. Man taucht ein in die Klangwelten von M.E.M.. Geschichtenerzähler Mario Knapp versteht es meisterlich, Pausen zu setzen, die Spannung kurz vor dem Höhepunkt abzubremsen, um diese gleich drauf wieder nach vorne zu treiben. Für mich ist Exposure sofort in meine Top 20 Playlist gerückt.
Wie bereits oben erwähnt, ist Exposure schon die sechste Veröffentlichung von Mobile Ethnic Minority. Songs & Sonic (2011), Sun Seeker (2014), Soul (2014), Turtle Yeah – Live From The Lab (2015), und Good (2016) sind ausschließlich auf Silberling erschienen. Exposure ist die erste Vinylausgabe. Komplett ohne Plattenvertrag und Vertrieb. Erhältlich ausschließlich bei Mario Knapp selbst, auf Konzerten und seiner Homepage und in ausgewählten kleinen Plattenläden in München.
Knapp ist ein alter Hase im Musikgeschäft. Bereits 1990 sang er Backgroundvocals auf den Platten von Uwe Ochsenknecht. Das Mitwirken bei Produktionen von Udo Lindenberg, Nina Hagen, Heiner Pudelko, Pino Palladino, dem Royal Philharmonic Orchestra und insbesondere seine langjährige Zusammenarbeit mit Curt Cress sprechen eine deutliche Sprache über den musikalischen Hintergrund eines Mario Knapp. Seine ersten beiden Soloveröffentlichungen sind instrumentale Filmusiken im Sonoton Musikverlag.
Doch zurück zu Exposure …
5 von 5 Punkten … volle Punktzahl, weil mehr als fünf nicht geht.
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Mobile Ethnic Minority – Exposure
Label: keines
Tracklisting:
01 – Child of Freedom
02 – Soothe my restless Mind
03 – Walk with me
04 – My Prison Door
05 – My Love is gone
06 – Dead Land
07 – What ever is in you
08 – Strange Dreams
09 – In the Wilderness
10 – The Lion
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