Eine tote Oma, ein toter niederländischer Tourist und ein toter Unternehmer. Was haben diese drei Personen miteinander zu tun? Und warum ist die CoolCard so verhasst, die doch eigentlich nur die Region beleben und Touristen anziehen soll? Irmi Mangold tappt im Dunkeln, bis sie auf einen Tiertransporter stößt und sich plötzlich mit der grausamen Realität des Hundewelpenhandels auseinandersetzen muss.
Nicola Förg liebt Tiere über alles. Das wird nicht nur in jedem ihrer Romane deutlich, das merkt man auch, wenn man sie einmal persönlich auf einer Lesung erlebt. Eine lebensfrohe Frau, die sich den Tieren scheinbar näher fühlt als den Menschen – und ja, das macht sie sympathisch! Ihr neuer Alpenkrimi Scharfe Hunde beschäftigt sich mit einem Thema, das einem wirklich im Herzen wehtut: Hundewelpenhandel. Dabei hat Förg viel Recherche betrieben und sich auch entsprechend mit Tierschützern und Organisationen kurzgeschlossen. Hierbei geht es um mehr als um einen fiktiven Mord und ein Lesevergnügen, hierbei geht es um einen Aufschrei an uns alle: Tiere sind Lebewesen, die genauso fühlen wie wir Menschen! Zugegeben, es gibt Passagen im Buch, da möchte ich gerne mit ihr diskutieren, beispielsweise wenn es um Zoo Zajak in Duisburg geht, der von einigen verhasst, von anderen geliebt ist. Ich sehe ihn nicht als den bösen Tierquäler, als der er dargestellt wird, ganz im Gegenteil. Auch der moralische Zeigefinger nervt irgendwann. Förg hat sich auf „Geiz ist geil“ eingeschossen und auf gefühlt jeder zweiten Seite wird das Thema aufgegriffen und verteufelt. Ach ja, und warum denn nicht mal eben über tausend Euro für einen Hund ausgeben? Hier kann und will ich der Autorin nicht folgen, denn das würde ich auch nicht einsehen. Die angebliche Schutzgebühr ist vielfach nichts als Geldmacherei. Es ist egal, ob ich einen Hund für zehn Euro oder für 1.000 Euro kaufe. Es ist nur wichtig, wo er herkommt, ob er gesund ist und es ihm gut geht. Dass er nicht von Zuchtfarmen aus dem Osten stammt, krank, zu früh von der Mutter weggerissen mit dem einzigen Zweck, Geld zu machen. Sicherlich, und hier stimme ich absolut zu, muss man sich der Verantwortung für ein Tier, das man sich holt, vorher bewusst sein und sich auch fragen, ob man mit den Konsequenzen zurecht kommt: Tierarztkosten, Futter, Auslauf, was ist mit Urlaub etc. Außerdem ist ein Tier nicht perfekt. Es ist ein Lebewesen und liebenswert, weil es ist, wie es ist. Da stört keine Macke, kein kürzeres Bein, kein fehlender Zahn. Das Lebewesen ist kein perfektes Dekostück, das man sofort wieder wegschmeißen kann, wenn es nicht mehr zur Einrichtung passt.
Diesen moralischen Zeigefinger muss man Förg zugestehen und hier spricht sie sicherlich vielen aus der Seele. Es ist das Hauptthema des neuen Buches und man muss sich bitte darauf einlassen. Der Krimiteil kommt aber auch nicht zu kurz, da man erst mal die Toten hat, dann einen Zusammenhang erkennen muss, es kommen noch einige Gefahren und Verwicklungen hinzu, die dann wirklich aus einem Roman einen Krimi machen. Scharfe Hunde ist der typische Förg-Stil, es geht also eigentlich um ein anderes Thema, der Mord ist nur das schmückende Beiwerk. Trotzdem ein wahrer Lesespaß, der einem schon mal Tränchen abringen kann, wenn man von den Tieren liest – auch wenn es für mich nichts Neues war und ich als Reptilienhalterin das Thema mit Schlangen sehr gut kenne.
Scharfe Hunde ist der achte Band der Reihe um Kommissarin Mangold. Wieder ein ernstes Thema, das Nicola Förg hier aufgegriffen hat und im Schutze des Alpenkrimis der breiteren Masse zugänglich machen will. Ein ernstes Lesevergnügen.
4/5
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Nicola Förg – Scharfe Hunde
Pendo, 2017
320 Seiten
Taschenbuch: 15 €