Buch: Heinz Strunk – Fleckenteufel


Der sechzenjährige Thorsten fährt im Jahr 1977 auf eine Kirchenfreizeit. Das war damals der Höhepunkt an Urlaub für Gleichaltrige, die sich zu viert Zelte oder kleine Hütten teilten. Thorsten ist verknallt, in der Pubertät, gedanklich hin und her gerissen. Zwei Wochen lang ein einziges Chaos der Gefühle auf dem Weg zum Erwachsenwerden.

Heinz Strunk beschreibt in seinem Buch Fleckenteufel die Irrungen und Wirrungen der Jugend. Die Sehnsucht nach körperlicher Nähe und den ersten Erfahrungen, das innere Chaos und der Kampf der Gefühle: Angst, Hass, Liebe, Wut, Zuneigung, sexuelle Anziehungskräfte, Ratlosigkeit und tausend Fragen. Thorsten ist das lyrische Ich, aus dessen Perspektive alles erzählt wird. Er hat es nicht leicht, denn es ist nicht nur ein Mädchen mit auf der Freizeit, das er heimlich liebt, sondern auch ein Schläger, vor dem er sich in Acht nehmen muss. Freunde hat er keine und seine Zimmergenossen wenden sich rasch von ihm ab. So richtig Anschluss zu finden fällt ihm lange Zeit schwer, bis sich schließlich die Außenseiter zusammentun. Doch da gibt es auch immer noch die Mädchen, die er heimlich beobachtet, da gibt es enthemmenden Alkohol, Erwachsene, die ihre Aufsichtspflicht unterschiedlich ernstnehmen.

Gekonnt lässt Strunk den Leser in die Gedankenwelt eines Sechzehnjährigen. Manchmal erkennt man sich wieder in dem Jungen, manchmal weiß man, dass man einiges anders machen würde – jetzt, in einem Alter, das weit über dem des Protagonisten liegt. Man könnte denken, das Buch ist langweilig, und im Grunde ist das gar nicht so falsch. Es gibt nicht die reißerische Story, den perfekten Höhepunkt und das Happy End. Fleckenteufel ist vielmehr eine Studie, ein Dokumentarfilm über Thorsten, der sinnbildlich für die Pubertierenden 1977 steht.

Lesenswert? Auf jeden Fall. Fleckenteufel ist ein kurzweiliger Zeitvertreib, der sich flüssig lesen lässt. Man kommt gut in die Geschichte und möchte wissen, wann endlich das passiert, worauf man von Beginn an wartet. Aber wer weiß, ob Thorsten am Ende der Gewinner oder der Verlierer ist – oder vielleicht immer noch der Thorsten, der er am Anfang war?

4/5

Heinz Strunk – Fleckenteufel
rororo, 2009
224 Seiten
ebook: 8,99 €
Taschenbuch: 8,95 €

Schreibe einen Kommentar

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s