Mirrorplain – eine fünfköpfige Truppe aus dem Sauerland legt uns hier nach zwei selbstproduzierten EPs ihren ersten Longplayer mit Namen Path of Salvation vor. Bis dato hatte ich von der Finnentroper Band noch nichts gehört. Also Player auf, Silberling rein und gestartet.
Der erste Song, „Fortune“ geht ohne großes Intro gleich in die Vollen. Weiche Keyboardflächen und eine Pianospur bilden einen harmonischen Teppich, auf dem die Stimme obenauf liegt. Leider kommt sie etwas hoch und flach rüber, aber nur anfangs. Als die Wand aus Gitarren einsetzt, ist die hohe Stimmlage von Sänger Christian Döring nicht mehr ganz so präsent und das Ganze gewinnt an Klasse. Das harte Progressive wechselt schön mit dem straighten Heavy Metal ab. Ganz kurz blitzen mittelalterliche Klänge (aus dem Keyboard) durch, was für einen netten Aha-Effekt sorgt. Kirchenorgelartige Klänge bilden den Einstieg zu „Mirrorplain“. Nach knapp einer Minute sorgen Gitarren und Vocals dafür, dass die Kopfschüttelfraktion in Aktion treten kann. Die minimalen Gitarrensolos hören sich teilweise an wie zu NWOBHM-Zeiten. Die Nummer geht sehr schön ab. Der dritte Track, „Salvation“ bleibt im bewährten melodiösen Prog. Dörings Stimme ist nicht mehr ganz so hoch und gewinnt dadurch sehr an Kraft. Hier kommt das Keyboard zu seinen Solo-Meriten, schön durchwechselt mit Gitarrenriffs. Weiter geht’s mit „Eternal Jack“, einer siebeneinhalbminütigen Nummer, die zu Anfang im bekannten Stil bleibt, aber als Abwechslung nach gut vier Minuten einen schönen Akustikmittelteil beinhaltet. Zwei Minuten später wird das Ganze aber wieder gewaltiger und beendet den Song standesgemäß. Akustische Gitarren a la „Nothing else matters“ im Verbund mit der klaren Stimme bilden das Intro zu „Reparation“. Die schöne Powerballade mit ruhigem Intro und Ausklang ist gut platziert auf dem Album. Das komplette Gegenteil wird bei den ersten Klängen zu „Unsought“ sofort hörbar. Geschruppte Gitarrenriffs bilden das Gerüst zu einer soliden Heavy-Nummer, die rasant abgeht wie die Luzie. Progressiv geht’s aber schon wieder weiter mit „Angel without Wings“, einer etwas sanften Nummer, die sich aber im Laufe der Dauer steigert und dadurch gewinnt. Ruhige Pianotöne und klare Stimme bilden das Intro zu „Tower of Babel“. Der Song weitet sich im Laufe aus und nimmt an Härte auf. Und jetzt kommt mal wieder so ein unsäglicher BONUS Track … warum Bonus ? Gibt’s die CD auch ohne? Betitelt ist der Abschlusssong mit „Jerz Off“ und sorgt für Verblüffung. Gitarre und Bass, angelehnt an den typischen Nirvana-Stil, gepaart mit einer Prise Red Hot Chili Peppers sorgen für Verwunderung. Die etwas kehlige Stimme von Döring mit seinem nicht gerade jugendfreien Text dazu und auf geht’s. Würde man die Stimme Dörings mit Kurt Cobain tauschen … der Track hätte auf einem Nirvana-Unplugged-Album auch seinen Platz gefunden. Vergleiche mit „Polly“ erscheinen einem. Die Nummer ist klasse, weil sie eben so komplett anders ist. Für mich trotz des komplett anderen Stils mein Highlight auf dem Longplayer. Beschwingt mitwippen und grinsen ist angesagt. Die klare Gitarren-Solospur passt hervorragend in den Song, der von der Bassline lebt. Der Begriff Bonus soll hier nur die Andersartigkeit aufzeigen. Schade, dass die Nummer nur vier Minuten lang ist.
Fazit: Ein gutes Album mit einigen Längen, die aber von der erstens ausgezeichneten Produktion von Hilton Theissens (u.a. Dark Millenium), und zweitens von den vielen Abwechslungen mehr als wett gemacht werden. Durch den „Bonus“ Track gewinnt die CD einen halben Punkt dazu.
EDIT: Sänger Christian Döring hat sich unten in den Kommentaren zu Wort gemeldet und den „Bonus“ entschlüsselt. In diesem Fall bedeutet Bonus, daß der Track „Jerz Off“ nur auf der physischen CD drauf ist. Beim Download des Albums nicht. Danke Christian für die Auflösung.
4 / 5
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Mirrorplain – Path of Salvation
Label: Fastball Music, 2017
VÖ: 08.09.2017
CD: 14,99 €
Amazon
Tracklisting:
01 – Fortune
02 – Mirrorplain
03 – Salvation
04 – Eternal Jack
05 – Reparation
06 – Unsought
07 – Angel without Wings
08 – Tower of Babel
09 – Jerz off (Bonus Track)
Hey Lj!
Danke für die Top Review!
Jerz Off ist als Bonus Titel bezeichnet weil er nur auf der Physischen CD dabei ist 🙂 beim Download des Albums ist dieser nicht enthalten, das ist der Grund 😉
Nochmal vielen Dank für die super Review!