Buch: Adam Cesare – Tribesmen


Ein Filmteam reist auf eine verlassene Insel, um dort einen Splatterfilm zu drehen. Die bunt gemischte Crew kennt sich kaum und wird angeführt von einem arroganten Regisseur, der nicht die ganze Wahrheit über die Insel kennt. Schon bald fließt während der Dreharbeiten Blut – und es ist kein Kunstblut …

Das Buch ist aufgemacht ist dem Hinweis „Der italienische Kannibalen-Klassiker“, dabei ist das Buch von 2014 und recht unbekannt, also vom Klassiker weit entfernt. Wenn man Splatter und Thrash mag, kennt man den Film Cannibal Holocaust (dt. Nackt und zerfleischt) von 1980, gerne auch beide Teile, und hat damit quasi ein Sequel zum Film. Eine Hommage an den Streifen ist das Buch allemal, an Eigeninitiative fehlt es leider. Man hatte sich ob der glühenden Klappentexte doch einiges mehr versprochen, als einen Inseltag, der zwar ein bisschen blutig ist, aber ansonsten die Spannung auf der Strecke lässt. Der Prolog erzählt die Geschichte der Insel und ist soweit noch relativ vielversprechend, schwebt dann aber in der Luft. Zwar wird auf die Inselbewohner zurückgegriffen und mit der Fußstellung auch auf eine recht gute Art, aber man knüpft einfach nicht dran an. Die Perspektiven wechseln, jedes Crewmitglied kommt zum Zug. So hätte man die Möglichkeit, die unterschiedlichen Gedanken und Gefühle nachzuempfinden, aber die werden ein wenig vernachlässigt. Im Grunde geht es immer nur darum, dass Regisseur Tito schreit, sein Ego durch das Camp spazieren lässt und von jedem gehasst wird. Die Panik, die Angst, die Schmerzen, das alles hätte intensiver beschrieben werden können.

Das Buch lässt sich keine Zeit. Die Geschichte rast, als hätte man Stichpunkte einfach ausformuliert, wäre aber eigentlich noch nicht fertig für das Buch gewesen. Die Ansätze sind gut und lassen an sich auf spannenden Extreme Horror hoffen, enttäuschen aber in der Ausführung. Manches geht zu einfach, zu unkompliziert und wirkt dadurch arg konstruiert.

Die Enttäuschung ist das, was nach der Lektüre zurückbleibt. Hinzu kommen eine mittelmäßige Übersetzung und krasse Lektoratsfehler. Niemand sagt etwas gegen zwei übrig gebliebene Rechtschreibfehler, aber bei Tribesmen findet sich auf gefühlt jeder dritten Seite ein Fehler. Schönes Beispiel: „Der Sonne war jetzt beinahe ganz aufgegangen, aber der Morgendunst führte zu schweren Schatten.“ (Seite 122) Logikfehler wurden auch übersehen, so liegt eine Waffe mal unerreichbar am Grund des Brunnens, auf der nächsten Seite am Rand desselben. Sehr schade. Wer eine schnelle Splattergeschichte ohne große Ansprüche will, hat hier ein gutes Buch gefunden, das man rasch durchgelesen hat. Ansonsten ist es ein netter Versuch mit guten – wenngleich altbekannten – Einfällen, die leider zu früh gedruckt wurde.

2/5

Adam Cesare – Tribesman
Voodoo Press, 2017
148 Seiten
eBook: 2,99 €
Selected: 19,95 €

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