Irgendwie verrückt war er schon immer – besessen vom Perfekten, besessen vom Blues – normal geht ja fast gar nicht bei ihm. Die Rede ist von Wolfgang Bernreuther, dem Gitarristen, Sänger und Maler aus den östlichen Provinzen unseres schönen Bayerns. Für die Cover der Alben Heart Blood Ballads (2010) und Soul on Fire (2012) seiner United Blues Experience hat er sich doch tatsächlich den Poster-Papst Günther Kieser ins Boot geholt. Ein Ergebnis, welches nah am Perfekten angesiedelt ist, ist bei ihm Standardvorgabe. Vor allem wenn es um den Klang geht. So hat er seine früheren Platten beim eigenen Label des fränkischen Hi-Fi Spezialisten Clearaudio veröffentlicht. Das neueste Werk Don’t let the Devil ride ist zwar nicht mehr auf Clearaudio, sondern auf Grooveland erscheinen, steht dem aber in Sachen Qualität nichts nach.
Bernreuther, der sich seine Bluesweihen in den USA in der King Biscuit Time Radio Show und dem Großmeister Louisiana Red persönlich verdient hat, hat sich den Harmonicaspieler und Sänger Thomas Feiner eingepackt und ist mit ihm nach Mississippi gezogen. Im kleinen Örtchen Water Valley haben die beiden dann zusammen mit dem 85-jährigen Blueser Leo „Bud“ Welch Don’t let the Devil ride eingespielt. Leo „Bud“ Welch, welcher sein Solodebüt erst mit 82 aufgenommen hat, erinnert mit seiner knarrigen Bluesröhre zuweilen an den großen John Lee Hooker. Sein einfaches, knarziges Gitarrenspiel hat die beiden Deutschen sichtlich mitgezogen und hörbar inspiriert. So ist aus diesem Treffen der Bluesgenerationen ein Blues-Album entstanden, welches wie aus einem Guss nach den Südstaaten klingt. Ein eigener Song von Wolfgang Bernreuther, einer von Thomas Feiner, und acht Standards aus dem Blues runden die hervorragende Platte sehr schön ab. Knapp ein halbes Jahr nach den Aufnahmen verstarb Leo „Bud“ Welch leider, so dass auf Don’t let the Devil ride die letzten Aufnahmen von Welch zu hören sind.
Harry Hirschmann am Bass und Bronson Tew an den Drums vervollständigen das Line-Up der Aufnahmen. Als Gastmusiker sind Jimbo Mathus, Beata Kossowska, Tommy Gedon, Starlin Brownin und Vencie Varnado zu hören. Zusammen entstand ein klasse Blues Album, welches den Vergleich mit den alten Bluesalben der großen Meister nicht zu scheuen braucht. Aus den Poren dampft der Geruch von Mississippi und Baumwollfeldern. All das in glasklarem Klang, wurde doch das Mixing und Mastering wieder einmal vom genialen Wolfgang Feder erledigt. Und da sind wir wieder beim Anspruch an das nahezu Perfekte von Wolfgang Bernreuther. Klang ist alles, und bester Klang wird hier geboten. Einfach TOP!
5 / 5
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Wolfgang Bernreuther, Thomas Feiner, Leo „Bud“ Welch – Don’t let the Devil ride
Grooveland, 2018
Tracklisting:
01 – Still a Fool
02 – Sadie
03 – Blues with a Feeling
04 – Them Bags
05 – Walked down so many Turnrows
06 – Don’t let the Devil ride
07 – Wee Wee Hours
08 – Got my Mojo working
09 – Treat me so unkind
10 – Poor Boy
11 – Five long Years (CD-Track only)