Buch: Oliver Kern – Hirschhorn Harakiri


Das Fest zum 100jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr nimmt legendäre Ausmaße an – und fatale für den Fellinger. Er hat einen kompletten Filmriss, als ihn der Lechner in seiner Eigenschaft als Ordnungshüter am nächsten Tag aus dem Bett klingelt. Nicht etwa, um Fellinger zum Frühschoppen abzuholen, sondern um ihn in Gewahrsam zu nehmen: Verdacht auf ein Tötungsdelikt. In der Polizeiinspektion konfrontiert Lechner seinen Spezi mit der Anschuldigung, dem Rosenberger Horst, seines Zeichens Jäger, in der vergangenen Nacht in einem Waldstück ein Hirschgeweih in den Ranzen gerammt zu haben. Ergebnis. Die Beweislast ist erdrückend. Fellinger steht vor seinem schwierigsten Fall – denn er selbst scheint der Täter zu sein!  (Quelle: Heyne/Amazon)

„Jessas – Der Fellinger“ … Solch ein Ausruf mag des Öfteren einem Gaststättenbetreiber unterkommen, wenn der Fellinger, seines Zeichens Lebensmittelkontrolleur, über die Schwelle seines Etablissements kommt. Und fast genau den selben Ausruf hab ich selber getätigt, als ich den neuesten Band um unseren Grantler und Hobbypolizisten Fellinger aus dem Bayerischen Wald in die Finger bekommen habe. Nach Eiskalter Hund und Sau am Brett ist Hirschhorn Harakiri der dritte Band um unseren Protagonisten. Mit Freuden hab ich den neusten Fellinger verschlungen und war genauso amüsiert beim Lesen wie schon bei den ersten beiden Bänden aus der Feder von Oliver Kern. Der gebürtige Schwabe, geboren in Esslingen am Neckar, aufgewachsen im Bayerischen Wald und seit 25 Jahren wieder im Ländle wohnhaft, hat erneut vortrefflich abgeliefert. Durch seine fast 30 Jahre im Woid weiß Kern um die Eigenheiten des Bayerwaldvolks.

Und der Fellinger ist eben ein Woidler, wie er im Buche steht. Grantlig, kauzig, ein wenig eigenbrötlerisch, aber im Kern ein sehr liebenswerter Zeitgenosse. So ganz nebenbei fühlt er sich zu Höherem berufen. Polizist wollte er eigentlich werden – wenn da nicht sein vermaledeites Knie wäre, welches gelegentlich umschnackselt bei einem falschen Tritt. Mit der glorreichen Karriere bei der Polizei wurde es daraufhin eben nichts und so fristet er halt sein Dasein im Dienste der Öffentlichkeit als Lebensmittelinspektor.

Leider kommt ihm des Öfteren mal ein echter Kriminalfall in die Quere und unser Fellinger wäre nicht der Fellinger, wenn er daraufhin nicht ermitteln würde. Dies aber nach seiner eigenen Art. Unkonventionell und quer denkend ist er seinen „offiziellen Amtskollegen“ um seinen Spezl Lechner oft eine Nasenlänge oder ein paar Gedankensprünge voraus. Alles, was im Woid als Klischee taugt, wird eingebaut und ausgeschlachtet. Militante Tierschützer, Wilderer, das Gspusi von dem und dem, neugierige Ratschkatln und Nachbarinnen, Dorfpolizisten, die man im Wechel auf der Dienststelle und im Wirtshaus trifft.

Alles zusammen hat Koch Oliver Kern zu einem schmackhaften Eintopf vermengt, der einem schnell den Magen füllt und den geneigten Leser satt und zufrieden sein lässt. Wieder ein vortreffliches Menü, welches nicht nur den bayrischen Lesern schmecken dürfte. Was um alles in der Welt haben jetzt aber ein Nashorn und die Vietnamesen mit dem Bayerischen Wald zu tun? Tja – selber lesen und dem Ganzen auf den Grund kommen. Ich bin schon gespannt auf den nächsten Teil mit und um unseren liebenswerten Fellinger. Volle Punktzahl für Oliver Kern.

5 / 5

Oliver Kern – Hirschhorn Harakiri
Heyne Verlag, 2020
336 Seiten
Taschenbuch: 9,99 €

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