Buch: Megan Miranda – Little Lies


Leah hat ihr Leben komplett umgekrempelt und ihren Journalistenjob an den Nagel gehängt. Jetzt arbeitet sie als Lehrerin und wohnt auf dem Land zusammen mit Emmy. Als eines Tages eine misshandelte Frau in der Nähe ihres Hauses gefunden wird, ist Leah schockiert: Sie sieht ihr zum Verwechseln ähnlich – und auch Emmy scheint verschwunden zu sein…

Megan Miranda hat mit TICK TACK einen Bestseller gelandet. Bereits damals habe ich mich gefragt, wie sie das geschafft hat, denn wirklich mitgerissen hat mich das Buch nicht. Der Nachfolger ist schlimmer und ruht sich auf den Lorbeeren des vergangenen Thrillers aus. Doch was macht Miranda falsch – oder gerade richtig?

Little Lies hat das Schema übernommen. Es geht um Freundschaft, eine Frau steht im Mittelpunkt, die irgend etwas zu verbergen hat und natürlich um ganz viele Lügen. Dabei könnte viel Spannung aufkommen, doch weit gefehlt. Zu Beginn liest man noch gespannt, welche Drehs und Kniffe verbaut wurden, doch bereits nach dem ersten Drittel des Buches ist jeder uralte Kaugummi weniger zäh als das Geschriebene. Hier noch eine Seitengeschichte, da noch ein Strang, der mitläuft, hier noch etwas, was angedeutet wird, was die Spannung steigern soll, den Leser aber nur an den Rande der Wut treibt, denn was da so kunstvoll verschwiegen wird, darf aus der Erzählperspektive heraus einfach nicht geheim sein. Die Protagonistin sollte sehr genau wissen, was sie gemacht und erlebt hat und nicht immer nur in seltsamen Andeutungen davon erzählen. Auch bleiben die meisten ihrer Aktionen sprunghaft, farblos und sinnlos. Man kann ihre Handlungen nicht nachvollziehen, beispielsweise meldet sie ihre Mitbewohnerin, die erst als beste Freundin dargestellt wird und dann ein einziges Fragezeichen ist, über die Leah absolut nichts weiß, nicht mal als vermisst. Stattdessen wird ein Polizist, der sich mit dem Überfall auf die junge Frau beschäftigt, unter der Hand gebeten, sich mal umzuschauen. Als Lehrerin versagt Leah komplett, will irgendetwas herausfinden durch fragwürdige Aufsätze. Es klingt eher so, als würde sie unwissend und dumm einem Job nachgehen und die Zeit absitzen wollen.

Die Lektüre langweilt und macht irgendwann ungeduldig und wütend. Passiert noch was, wird das noch spannend? Miranda lebt vom Lob über TICK TACK, das war’s. Der Stil ist eigen, was gut ist. Die Grundidee ist spannend, der Aufbau mal anders, nicht geradlinig, aber eben auch einfach nicht durchdacht. Little Lies liest sich wie eine Aneinanderreihung von Notizzetteln mit tausend Ideen, aber nicht wie ein durchgängiger, sinnvoller und spannender Thriller. Könnte ich leider nicht mal meinem ärgsten Feind empfehlen, damit er sich zu Tode langweilt.

1/5

Megan Miranda – Little Lies
Penguin Verlag, 2020
384 Seiten
Taschenbuch: 15 €

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