Buch: Matt Shaw – Was ist Dein Preis?


Es ist ein Spiel. Du kannst viel Geld gewinnen und den Betrag bestimmst Du selbst. Zehn Aufgaben, was ist Dein Preis, diese zu erfüllen? Hast Du gewonnen, musst Du jede Aufgabe erfüllen, erst danach bekommst Du das Geld – ein Ausstieg ist nicht mehr möglich…

Jeder Mensch ist käuflich, für alles, was man tun könnte, gibt es eine Schmerzgrenze, eine Summe, für die man es tun würde. Das Spiel, das sich Matt Shaw für sein Buch ausgedacht hat, ist denkbar einfach: Willkürlich werden zehn Menschen eingeladen. Sie haben jederzeit die Chance, abzubrechen und nach Hause zu gehen, bevor das Spiel vorbei ist. Ihnen werden nacheinander zehn Aufgaben gestellt und eine Frage: Was ist Dein Preis? Wer am Ende den niedrigsten Gesamtpreis aufgeschrieben hat, gewinnt exakt diesen Betrag – muss dafür aber alle Aufgaben erledigen und kann nicht mehr aussteigen. Die Verlockung des Geldes und die Konkurrenz sind nicht nur beim Lesen spürbar, sondern man hinterfragt sich schnell selbst: Für welchen Betrag würde ich diese Aufgabe erledigen? Wann würde ich aufstehen und gehen? Oder ist die Neugier doch so groß, dass man einfach einen Betrag aufschreibt, nur um zu hören, wie die nächste Herausforderung lautet und ob man diese nicht auch bestehen könnte? Man wägt auch als Leser ab, ob man einen hohen Preis nennen würde, in der Hoffnung natürlich, dass die anderen niedriger bieten – oder doch lieber höher, so dass man am Ende gewinnt? Es ist ein interessantes Psychospiel, zum einen mag man natürlich viel Geld gewinnen, zum anderen muss man aber den niedrigsten Gesamtpreis haben, um überhaupt zu gewinnen und muss seine Gegenspieler gut abschätzen können – und sich selbst und seine Grenzen hinterfragen.

Shaw geht es neben dem Ekel vor allem um Moral. Welche Grenzen hat der Mensch? Manche gar keine, andere sehr viele. Wann steigt man aus? Geschickt charakterisiert Shaw seine Figuren, hat eine bunte und gute Mischung verschiedener Typen zusammengewürfelt, und jeder Leser findet sich irgendwo wieder. Ähnlichkeiten zum Stanford-Prison-Experiment oder zum Milgram-Experiment liegen auf der Hand. Shaw nimmt beides und bringt es leicht abgewandelt in fiktiver Form in die Jetztzeit. Gegen Ende verzettelt er sich ein bisschen, man muss genau nachlesen, um zu verstehen, wer was aus welchem Beweggrund heraus tut, aber das macht gar nichts, sondern rundet den Plot ziemlich gut ab.

Was der Autor hier geschaffen hat, ist eigentlich ein Meisterwerk, das nicht nur für Extreme-Fans lesenswert ist, sondern eine immer weiter degenerierende Gesellschaft darstellt, die Moral und Werte verdrängt und sich von Geld beherrschen lässt.

5/5

Matt Shaw – Was ist Dein Preis?
Festa Verlag, 2021
192 Seiten
Taschenbuch: 13,99 €

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