Nate Nasty ist ein Ekel, aber auch ein erfolgreicher Sänger, der den Ruf hat, Hotelzimmer in Schutt und Asche zu legen und Frauen schamlos auszunutzen. Doch nun soll er sterben und auch sein Tod soll spektakulär werden…
Matt Shaw ist nicht gerade für liebreizende Geschichten bekannt. Auch Splatter Punk bildet da keine Ausnahme und ist im Extreme-Genre gut aufgehoben. Eigentlich ist die Geschichte schnell erzählt und man wartet nur, welche Grausamkeiten man sich für die Hauptfigur ausgedacht hat. Ganz so einfach ist es dann doch nicht. Splatter Punk reiht nicht eine Folterszene an die nächste, um das Buch vor Blut triefen und den Leser erschrocken zurück zu lassen. Es ist eher eine Abwechslung zwischen: Was hat Nate Nasty anderen angetan und was wird ihm dafür angetan? Der Leser erfährt immer mehr von den Abscheulichkeiten, die dem Sänger nachgesagt werden und kommt schnell auf den Trichter, dass Nasty jede einzelne Qual verdient hat, so beschissen, wie er alle anderen behandelt hat. Auge um Auge, Zahn um Zahn? Auf jeden Fall! Gleichzeitig überlegt man, ob so eine Folterfirma, die unangenehme Zeitgenossen bestraft und aus dem Weg räumt, nicht auch manchmal im realen Leben ihre Berechtigung hätte. Drecksäcke gibt es schließlich überall.
Doch eine reine Schwarz-Weiß-Malerei wäre mal wieder zu einfach. Der Erzählstil wechselt, anfangs ist es eine Art Interview, die in das Buch hineinführt. Die attraktive Journalistin, die von Nasty abschätzig behandelt wird, legt ihre Finger genau in die dreckigen Wunden und fragt nach diversen Verfehlungen. Der Sänger antwortet amüsiert, wütend, droht ihr schließlich sogar. Dadurch verliert er sämtliche Sympathiepunkte beim Leser, der schnell merkt, dass es sich um eine absolut üble Sorte Mensch handeln muss. Dann jedoch wechselt der Erzählstil, der Leser schaut zu, steht quasi mit im Raum und bekommt alles Leid mit, das dem Protagonisten zugefügt wird – und noch ein bisschen mehr. Am Ende muss man sich dann die Frage stellen, wer Täter und wer Opfer ist und wie leicht man sich beeinflussen lässt, obwohl man nur eine Seite kennt.
Matt Shaw hat einen kurzen, grausamen Plot verfasst, der fesselt, aber durchaus ab und zu mal unterbrochen werden muss. Starke Nerven braucht man hier definitiv – und es schadet nicht, wenn man bereits das ein oder andere Werk des Autors kennt. Für Extreme Horror Fans ein Must Read.
5/5
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Matt Shaw – Splatter Punk
Festa Verlag, 2020
128 Seiten
Taschenbuch: 13,99 €