Gerade als junger Pink Floyd Fan ist es etwas ganz Besonderes, Pink Floyd bzw. Teile der legendären Cambridger Band live sehen zu können. Das letzte Floyd Konzert mit Roger Waters war die Wall Tour 1981 und das letzte Konzert als Pink Floyd schon mit Guy Pratt am Bass, der heute Abend auch mit von der Partie war, war 1994.
Die Besonderheit an Nick Masons Saucerful of Secrets, die es auch für ältere Fans hochgradig interessant macht, ist die Setlist. Es werden nur Songs gespielt bis zum 1972er Album Obscured by Clouds. Die ältesten Nummern sind die non-Album Singles aus März und Juni 1967. Das heißt im Umkehrschluss kein „Dark Side…“, kein „Wish you were here“ und kein „Wall“, aber die braucht’s auch nicht wirklich bei dem, was einem hier geboten wird.
Das Konzert beginnt pünktlich um 20:00 Uhr mit dem Opener vom 71er Meddle Album „One of these Days“. Der Basslauf, der Übergang, der wandernde Sound im Mittelteil. „One of these days I’m gonna cut you into little pieces“ eine Seltenheit, in der Nick Mason sich auf den Floyd Alben zu Wort meldet. Gänsehaut beim ersten Song passt schon mal und der fast ausverkaufte Circus Krone bebt. Als zweites kommt der älteste Song des Abends, die erste Pink Floyd Single „Arnold Layne“. Syd Barrett’s legendäre Songs spielen logischerweise durch die Anfangszeit eine sehr große Rolle. Viele Zuschauer haben hier mitgesungen. Ein ganz besonderes Gefühl, die Möglichkeit zu haben, die Syd Songs live zu hören. Gary Kemp, der Leadgitarrist von Spandau Ballett, spielt die Noten durch den Abend wahnsinnig gut und erweist David Gilmour und Syd Barrett alle Ehre bei deren Parts. Vervollständigt wurde das Line-Up an diesem Abend von Keyboarder Dom Beken und dem zweiten Gitarristen Lee Harris. Wieder zurück zu Meddle mit dem Song „Fearless“. Ohnehin ein unterbewerteter, aber starker Track mit der schönen Akustikgitarre und der Dynamik. Diese verträumte Melodie live zu hören, ist einfach toll. Auch das „You’ll never walk alone“ darf natürlich nicht fehlen. Die Reise geht ins Jahr 1972 mit dem sphärischen Obscured by Clouds Titeltrack und dem klassischen Gilmour-Stil. Gefolgt von dem zweiten Song des Albums „When You’re In“ mit seinem mitreißenden Groove und den Orgelfills. Der Krone schaukelt natürlich mit. Nun ging es wieder weit zurück in die Singlephase. Erst mit dem verruchten „Candy and a currant bun“, B-Seite von „Arnold Layne“. Hier werden Drogen und Sex thematisiert, worüber sich Nick Mason in der Ansprache danach amüsiert. Er wirkt sehr gut aufgelegt und wahnsinnig sympathisch: „I’m hiiiiiiiigh!“ Überraschend bleiben wir im Jahr 1967 und bei einem Syd-Song mit dem unveröffentlichten „Vegetable Man“. Mason und seine Jungs sind die ersten, die den Song live performt haben, seit einem Pink Floyd Auftritt bei der BBC im Dezember 1967. Angekommen in 1970 wurde etwas gemacht, was mir sehr gut gefallen hat. Es wurde der ruhige Roger Waters-Song „If“ von Atom Heart Mother gespielt und dann in die Mitte des Stücks das auffällige Thema der namensgebenden Sonate eingefügt, um dann wieder zu „If“ zurückzukehren. Eine schöne Idee, so mit den Longtracks umzugehen, anstatt sie direkt wegzulassen. Einfach toll, weil es etwas Überraschendes an sich hatte. Nun zum bisher ausgelassenen zweiten Album A Saucerful of Secrets aus dem Jahr 1968, von dem auch der Bandname stammt. Begonnen wurde mit einem Song aus der Feder vom Original-Tastenspieler und meinem Lieblingsbandmitglied Richard Wright – „Remember a Day“. Guy Pratt, der Bassist, ist Wrights Schwiegersohn und hat den Song emotional angekündigt, wie viel ihm das bedeute. Ein sehr emotionaler Moment und zu dem ein grandioser Song. Nach einer humorvollen Ansprache über den Gong, den Roger immer für diese Nummer malträtiert und über den Mason gesagt hat, dass er immer ein wenig neidisch war, dass nicht er darauf hauen durfte: es war klar, was nun kommt. „Set the Controls for the Heart of the Sun“, ein hypnotisches Stück, das die Zuhörer in seinen Bann reißt.
Nach circa einer Stunde Spielzeit gab es eine Pause von 20 min – Zeit für ein neues T-Shirt.
Und es ging mit dem ersten Song des ersten Albums weiter. „Astronomy Domine“ ist ein Song, der sowieso mit jedem Mal Hören immer genialer wird, aber dann noch live diese Sounds mitzukriegen, war einfach unglaublich beeindruckend. Die Akustik grundsätzlich war in der zweiten Hälfte in meinen Augen respektive Ohren noch besser als in der ersten. Es gibt direkt weiter auf die Ohren mit „The Nile Song“ aus dem 1969er Soundtrackalbum More. Die wohl härteste Nummer der Bandgeschichte inklusive fast schreiendem Gesang macht ganz schön Alarm. Davor eine lustige Ansprache von Guy, der meinte, dies sei der erste ihm bekannte Floyd Song gewesen und er dachte, sie seien eine Heavy Metal Band. Damals gehört auf Relics, diese Platte die Hälfte der normalen Pink Floyd Platten gekostet hat. Zurück zur Obscured mit dem zweistimmig gesungenen „Burning Bridges“. Finde es sehr gut, dass dieses sonst eher vernachlässigte Album bei Nick Mason’s Saucerful of Secrets so viel gespielt wird. Dadurch sollte nämlich jeder merken, dass das Album einfach top ist. Wir bleiben bei dem 72er Album mit dem düster anfangenden „Childhoods End“. Der Übergang in den eher fetzigen Teil gelingt natürlich exzellent. Dann kam „Lucifer Sam“. Mein Lieblingssong von der Piper At The Gates Of Dawn. Dementsprechend war ich hin und weg, als ich den Basslauf hörte. „That cat’s something I can’t explain“ ähnlich geht’s mir dabei, warum ich den Song so mag. Für mich definitiv ein Gänsehaut Moment. Gänsehaut auch beim echolot-artigen Tasten-Sound zum Beginn „Echoes“, war eh klar. Da dies die Echoes Tour ist, habe ich gehofft, dass sie das ganze Stück spielen werden und das haben sie auch getan. Auch die Hintergrundprojektionen waren passend und der Klang sowieso stark. Über 20 Minuten Genuss live genauso hinzukriegen, war einfach nur ein Traum.
Damit war die originale Setlist beendet, aber es gab natürlich Zugaben. Das Ganze endete in ganz großem Applaus.
Es ging los mit“ See Emily Play“, der zweiten Single der Band, der durch seinen psychedelischen Sound in einem Popsong besticht. Mitsingen und abgrooven vom Feinsten. Konträr dazu wurde das etwas abgedrehte und düstere „A Saucerful of Secrets“ als zweite Zugabe gespielt. Die Sounds, die hierbei durch den Circus Krone gingen, waren der Wahnsinn. Richtig laut und richtig gut! Der Leadgitarrist hat wie Syd Barrett auch ein Zippo als Slide benutzt, um dadurch diese besonderen Klänge zu kreieren. Der eingängige konstante Drumsound von Nick Mason kam auch richtig gut rüber. Als Hintergrund wurde das Albumcover gewählt. Über das ganze Konzert hinweg waren die Hintergrundprojektionen interessant, da zum Teil von Hand gemischte Farbverläufe projiziert wurden. Den Abschluss des fantastischen Abends hat „Bike“ vom Debutalbum übernommen. Der kirmesartige Rhythmus passt besonders gut zur Konzertstätte und stellt einen guten Abschluss dar. Er schließt auch die Best of Pink Floyd Echoes, ab daher war das eigentlich klar.
Man war auf einer Zeitreise von 1967 bis 1972 und schwebte von Highlight zu Highlight. Die Abwechslung und Genialität der Stücke, die Spielfreude, die witzigen und dankbaren Ansagen sind in ihrer Kombination etwas, was den Abend für mich denkwürdig machen. Pink Floyd hatte für mich schon immer Magisches, aber dadurch, dass Rick tot ist und Roger und David sich lieber streiten, wird eine Reunion wohl ein Traum bleiben. Aber wäre es wirklich besser als das, was sich dort im Circus Krone abspielte? Ich wage es zu bezweifeln. Eine absolute Empfehlung. Wenn Nick Mason und Konsorten nochmal kommen sollten, bin ich auf jeden Fall dabei!
Setlist:
01 – One of these Days
02 – Arnold Layne
03 – Fearless
04 – Obscured by Clouds
05 – When you’re in
06 – Candy and a Currant Bun
07 – Vegetable Man
08 – If
09 – Atom Heart Mother
10 – If
11 – Remember a Day
12 – Set the Controls for the Heart of the Sun
[Pause]
13 – Astronomy Domine
14 – The Nile Song
15 – Burning Bridges
16 – Childhood’s End
17 – Lucifer Sam
18 – Echoes
[Encore]
19 – See Emily play
20 – A Saucerful of Secrets
21 – Bike

















