Alice Cooper – Live am 01.10.2019 – Olympiahalle München


Ol‘ black Eyes is back – so lautet der Name der Tour, mit der uns unser liebster Vampir-Schock-Rocker wieder mal beehrt. Beim letzten Mal war er ja mit seiner Spaßband Hollywood Vampires, zusammen mit seinen Kumpels Johnny Depp und Joe Perry von Aerosmith im Juni 2018 auf dem Tollwood in München zu Gast. Dieses Mal aber unter seinem eigenen Namen mit eigener Band. Die Olympiahalle war bei weitem nicht ausverkauft, das hintere Viertel mit schwarzem Stoff abgehangen. Schätzungsweise also gut 8000 Fans, die sich an diesem Dienstagabend im altehrwürdigen Rund der Olympiahalle versammelt hatten, um dem Meister zu lauschen. 

Als Vorgruppe waren die Kentucky Haudegen von Black Stone Cherry engagiert, die pünktlich um 20:00 Uhr ihr Set begannen und mit „Burnin'“ auch gleich einen aktuellen Hit aus dem Radio ablederten. Das fing ja schon bestens an. Die Jungs aus den Südstaaten spielten einen bluesigen Southern Rock mit viel Punch, angesiedelt zwischen Lynyrd Skynyrd und den Black Crowes. Zwischen den Songs lagen meistens nur ein paar Sekunden, ohne großartige Ansagen. Mit dem Titelsong ihres aktuellen Albums „Family Tree“ beschlossen Black Stone Cherry ihr 45-Minuten Set und bekamen mehr als nur Achtungsapplaus. Ihr erdiger Sound kam bei vielen recht gut an und sie machten ihre Sache auch sehr gut.

Nach kurzer Umbaupause war es dann soweit. Inmitten des Intros erlosch das Hallenlicht, der Vorhang fiel zu Boden und die Band enterte die Stage, gefolgt vom Meister himself. Mr. Schwarzauge, alias Vincent Damon Furnier, alias Alice Cooper war wieder da und mit „Feed my Frankenstein“ fetzte auch gleich der erste bekannte Hit aus den Boxen. Die Stimmung war von Anfang an bestens und sobald als nächster Song „No more Mr. Nice Guy“ aus dem Jahre 1973 erklang, tobte die Halle. Da der Herr Cooper einen repräsentativen Querschnitt seiner mittlerweile 50jährigen Plattenkarriere abbilden will, waren jetzt die 80er an der Reihe. „Bed of Nails“ aus dem Trash Album kam jetzt dran, ehe er mit „Raped and Freezin'“ wieder seine Billion Dollar Babies Platte in den Vordergrund schob. Das massive Gitarrenbrett, das sich da aus den Boxen schob, kann sich wahrlich sehen und hören lassen.

Gleich drei Gitarristen verrichten bei Ol‘ Black Eyes ihren Dienst. Genauer gesagt zwei Gitarristen, nämlich Tommy Hendriksen, der nebenbei auch bei den Hollywood Vampires zugange ist, und Ryan Roxie, ehedem bei Slash’s Snakepit beschäftigt. Der dritte Saitenschwinger ist eine Sie. Nita Strauss heißt die Blondine, die 2014 Orianthi in der Band ablöste, und die mittlerweile meistens in den Top-5 der weiblichen Gitarrenheldinnen zu finden ist. Bekannt wurde sie in der weiblichen Iron Maiden Coverband The Iron Maidens. Aus dem Jahr 73 spannte die Band jetzt einen großen Bogen zu seinem 2017er Album Paranormal und dem darauf enthaltenen „Fallen in Love“. Egal ob alt oder neu – alles wurde abgefeiert. So sprang der Bogen auch gleich wieder zurück ins Jahr 1974 und dem gleichnamigen Titeltrack „Muscle of Love“. Der nächste 80er Track „He’s back (The Man behind the Mask)“ leitete einen der grössten Hits von Alice ein. „I’m eighteen“ vom 71er Album Love it to Death, der dritten Platte seiner Karriere. Das war am heutigen Abend der älteste Song, der performt wurde. Fast genauso alt, kam anschließend „Billion Dollar Babies“ zum Zuge. Wenn drei Gitarristen zugange sind, braucht das Ganze natürlich ein grundsolides Fundament. Das wird hier bereitet vom Schlagzeuger Glen Sobel, nebenbei auch bei den Hollywood Vampires, und dem Bassisten Chuck Garric, dem deutschen Publikum bekannt als Frontmann der Band Beasto Blanco, die den Böhsen Onkelz auf ihrer 2016er Tour einheizen durften. Bei Beasto Blanco singt übrigens unter anderem Calico Cooper, das Töchterchen unseres Vampirrockers Alice.

Doch zurück in die etwas jüngere Vergangenheit. Vielen jungen Rockfans dürfte ein Alice Cooper Song im Ohr liegen, der heutzutage auf fast keiner Rockparty fehlen darf. Vom Trash Album kam „Poison“, und wenn man dem Geräuschpegel des Publikums nach urteilen darf, wurde der Song auch schon sehnlichst erwartet. Das war Party pur und alles sang und grölte mit. Dunkel wurde es dann auf der leeren Bühne, als oben auf dem Turm eine verhüllte Gestalt ihr Können auf den elektrischen sechs Saiten zeigte. Ein mit klassischen Elementen angereichertes Gitarrensolo von Nita Strauss, die den Jungs mal zeigen konnte, wo der Bartel den Most holt. Die Band blieb in den 80ern und vom Raise your Fist and yell Album kam „Roses on white Lace“ an die Reihe, ehe wieder die legendäre Schulbank dran war. Vom School’s out Album wurde „My Stars“ dargebracht, bevor der Altmeister mal eine kurze Verschnauf- und Umziehpause benötigte. Vom 75er Album Welcome to my Nightmare waren jetzt gleich drei Tracks dran. „Devil’s Food“ performte die Band alleine, ebenso wie eins meiner Lieblingslieder von Alice Cooper, „The black Widow“, aus dem die Musiker eine Jamsession machten. Bei „Steven“ gesellte sich der Meister wieder zur Band und die Reise ging wieder ein paar Jahre zurück. „Dead Babies“, „I love the Dead“, bei dem der Meister per Fallbeil enthauptet wurde, und „Escape“ waren glorreiche Songs aus den goldenen Siebzigern ehe mit dem letzten Song , „Teenage Frankenstein“ aus dem 86er Album Constrictor das reguläre Set seinen Abschluss fand, inklusive der monströsen Frankensteinfigur auf der Bühne.

Die Pause dauerte aber nur sehr kurz, bis mit der Textzeile >The telephone is ringing< „Under my Wheels“, einer der ganz großen Alice Cooper Songs eingeleitet wurde. Jetzt war aber endgültig Schicht im Schacht und die Schulglocke läutete das Ende ein. Mit seinem grössten Hit „School’s out“, dem im Mittelteil wie immer ein paar Schnipsel von Pink Floyds „Another Brick in the Wall“ eingepflanzt wurden, beendete Alice Cooper sein gut 90-minütiges Set und wurde von den Fans abgefeiert. Schule aus – Konzert aus – Band gefeiert …

Man merkt es sofort, dass die Chemie zwischen Alice, Band und Publikum perfekt stimmt. Jeder Song, egal ob alt oder neu wird abgefeiert, und man spürt, dass alle Musiker auf der Bühne zusammen Spaß haben. Diese Energie pflanzt sich ins Publikum fort. Können wir nur hoffen, dass uns der Meister noch einige Jahre, vor allem live erhalten bleibt. So ein Konzertabend macht einfach nur Spaß.

Setlist – Alice Cooper:
00 – Years ago / Nightmare Castle  (Intro vom Band)
01 – Feed my Frankenstein
02 – No more Mr. Nice Guy
03 – Bed of Nails
04 – Raped and Freezin‘
05 – Fallen in Love
06 – Muscle of Love
07 – He’s back  (The Man behind the Mask)
08 – I’m eighteen
09 – Billion Dollar Babies
10 – Poison
11 – Guitar Solo  (Nita Strauss)
12 – Roses on white Lace
13 – My Stars
14 – Devil’s Food  (Band only)
15 – Black Widow Jam  (Drum Solo)
16 – Steven
17 – Dead Babies
18 – I love the dead
19 – Escape
20 – Teenage Frankenstein

21 – Under my Wheels
22 – School’s out

Setlist – Black Stone Cherry:
00 – Bullshit Anthem  (Intro vom Band)
01 – Burnin‘
02 – Me and Mary Jane
03 – Blind Man
04 – In my Blood
05 – Blame it on the Boom Boom
06 – White Trash Millionaire
07 – Lonely Train
08 – Cheaper to drink alone
09 – Family Tree

Galerie:

 

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