Buch: Martin Häusler – Gezählte Tage: Als John Lennon seine Seele verkaufte


Hamburg, Reeperbahn, 1960. Der damals noch unbekannte britische Musiker John Lennon wird von ein paar Betrunkenen zusammengeschlagen und liegt im Rinnstein. Hier begegnet ihm sein damaliger Schwarm, die blonde Schönheit Brigitte Bardot, und verführt ihn. Jedoch stellt sich heraus, dass es sich gar nicht um die Französin handelt, sondern um den Teufel höchstpersönlich. Dieser unterbreitet Lennon ein einfaches Angebot. 20 Jahre Erfolg und Ruhm, wie ihn die Welt noch nie gesehen hat, gegen seine Seele. Verzweifelt und allein, die übrigen Beatles wurden zu diesem Zeitpunkt des Landes verwiesen, stimmt der junge John zu – das Ergebnis ist bekannt.

Das Gedankenexperiment, den Erfolg Lennons und der Fab Four mit Goethes Faust in Verbindung zu bringen, ist ein sehr interessanter Ansatz, die Geschichte der Beatles zu erzählen. Dadurch, dass der gesamte Roman in der Ich-Form verfasst ist, erhält der Leser einen sehr präzisen Eindruck des ereignisreichen Lebens Lennons. Die Eckpfeiler sind den Beatles-Fans natürlich längst hinlänglich bekannt. Aber Martin Häusler gibt dem Ganzen durch die Begegnungen mit Satan neuen Wind und erklärt auch dadurch auf kreative Weise Lennons Persönlichkeit und streckenweise kontroverses Handeln. Die Stimmung der jeweiligen Situation wird auch durch die verwendete Umgangssprache sehr gut eingefangen. Der Leser muss sich lediglich auf diese „Fiktion“ einlassen.

Auch die Zusammenstellung der Quellen und damit einhergehende Reichhaltigkeit an Informationen ist gelungen. Diverse bekannte Bücher über John Lennon werden hierbei direkt oder auch indirekt zitiert und wie auch bei den Songtexten Hinweise unterstrichen, die den roten Faden zum Gedankenexperiment ziehen.

Das Buch ist nicht besonders fachlich im Musikalischen, wie beispielsweise Revolution in the Head, sondern bezieht sich eher auf die Geschichte und Herkunft der Songs sowie ihren Einfluss auf die Welt. Dieser Ansatz macht den Roman sehr greifbar und für jedermann verständlich.

Neben dem historischen, dem musikalischen und dem fiktiven roten Faden der Geschichte, wird Lennons Leben zum Ende hin besonders nach der Zeit in Los Angeles religiös und spirituell, wodurch quasi noch ein anderes Genre eingeschlagen wird, nämlich das der Selbstfindung und Philosophie, wodurch sich weitere Denkanstöße an den Leser übertragen lassen. Hier wird vermehrt auf George Harrison eingegangen. Zudem wird die Hassliebe zwischen John und Paul McCartney sehr schön wiedergegeben. Auch das Eingreifen durch die immer wieder eingeworfenen Dialoge zwischen Gott und Jesus, geben dem Roman eine zusätzliche Dimension.

Martin Häusler ist selbst großer Beatles-Fan mit viel Fachwissen, wodurch das Buch einfach Spaß macht zu lesen, informativ eine schöne Zusammenfassung der Werke über Lennon gibt, und diese durch den Transfer zu Goethes Faust anreichert. Positiv zu bemerken ist zudem, dass es nicht repetitiv wirkt.

Eine sehr spannende Abwechslung aus einer Art Biografie, die sich auch im Bereich historical fiction ansiedeln lässt, und darüber hinaus eine sehr gelungene artistische Aufmachung auf dem Cover. Der Roman sollte sowohl für Beatles Fans als auch für Laien unterhaltsam und lehrreich sein.

4/5

Buch: Martin Häusler – Gezählte Tage: Als John Lennon seine Seele verkaufte
Golkonda Verlag, 2023
273 Seiten
20,00 €

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