Philippe Deschemin … Seines Zeichens Mastermind der französischen Gothic-Metal-Gruppe Porn und Hauptagitator seines Nebenprojektes An Erotic End Of Times war mir bis zur Veröffentlichung vom Debüt seines Sideprojektes absolut kein Begriff. Erst als uns jene CD ins Haus flatterte und mir sprichwörtlich die Spucke wegblieb, haftete der Name Deschemin in meinem Gedächtnis. An Erotic End Of Times avancierte sofort zu einem meiner persönlichen Favoriten des laufenden Jahres und wurde dementsprechend auch hier im Webzine besprochen und gewürdigt. Gestern lag dann ein neues Paket an Veröffentlichungen auf meinem Schreibtisch und eine davon war Porn – The Ogre Inside. Kurz den Begleittext überflogen und da war er wieder … Philippe Deschemin. Eigentlich ist Porn sein Hauptprojekt und mit The Ogre Inside legen die Franzosen ihr mittlerweile drittes Studioalbum vor.
Gespannt wanderte der Silberling sofort in den Player und sogleich fiel mit der Unterschied zur Erotic End auf. Eine gehörige Spur härter, metallischer, aber genauso düster und sphärisch.
Los geht’s mit „Sunset of Cruelty“, einer schnelleren Midtemponummer, die sich auf satten Gitarrenriffs aufbaut und den Hörer unweigerlich zum Kopfschütteln veranlasst. Fängt schon mal sehr gut an. Die heisere Stimme Deschemins passt sehr gut ins Gefüge, während der Strophen setzt das Riff etwas aus. Die Keyboards von Erwan Frugier bilden eine unaufdringlichen Background, auf dem alles aufbaut. Progressivität as its best. Erwan Frugier … tja, der nächste bekannte Name. Auch Frugier ist bei An Erotic End Of Times mit an Bord. Der zweite Song, „She holds my will“ steigert sich langsam in bester Gothic-Metal Manier, bis nach einer Minute das volle Brett aus Gitarre einsetzt. Im Halbtempo angesiedelt und unweigerlich wieder das Mitwippen des Kopfes. „Nothing but the Blood“ beginnt etwas schneller, ein satter Gothic-Rock Track. Das langsame, einfache Riff, welches nach knapp eineinhalb Minuten einsetzt, nimmt erstaunlicherweise die Schnelligkeit etwas heraus und bringt mit Sicherheit jede Menge Leute auf die Tanzflächen der diversen Clubs. Track Nummer vier, „Maybe the last Time“ beginnt sanft, aber wenn nach 20 Sekunden das megasatte Gitarrenriff einsetzt, erinnert man sich unweigerlich an Savatage – „Chance“. Wow – welch eine geniale Nummer! Dieser Track laut aus den Speakern und du bist bedient. Gewaltig und phantastisch. „Close the Window“ beginnt wieder mit einem Keyboardintro. Gefolgt von einfachen Gitarrenlicks, in die sich die düstere Stimme Deschemins in fast teilweise growlartiger Manier einfügt. Stufenlos wechselt Philippe Deschemin in höhere Tonlagen und wieder zurück. Die eingängige und treibende Gitarre tut ein Übriges. Düster, sphärisch und langsam beginnt der folgende Song, „Death does not last forever“. Nach einer Minute setzt der sehr zurückgenommene heisere Gesang ein. Ein flirrendes Keyboard bildet ein prägendes Element im Song, der seltsam verhalten scheint. Die übliche satte Gitarre setzt hier erst als breiter Mittelteil ein, ehe die zweite Hälfte des Tracks wieder ruhiger ausgleitet. In bewährtem Muster setzt Song sieben. „Heavy is the Crown“ den Reigen von Gothic-Rock fort. Düster und heiser kommt der vorletzte Track, “You will be the Death of me” daher. Er steigert sich unaufhörlich bis zum Schluss, ehe er in einem satten Finale endet. Den Schluss bildet der Titeltrack des Albums, „The Ogre inside“, eine langsamere Nummer, die sich mit einem düsteren Intro aus der Dunkelheit schält. Bei knapp einer Minute vernimmt man den Gesang der wehmütig verzerrt den Übergang zum Gitarrenriff einleitet. Das klingt gut. Der Song baut sich langsam auf und lebt von der charismatischen Stimme Philippe Deschemins und der stampfenden Gitarre. Zwischendrin ebbt das Gewaltige wieder etwas ab, bevor es sich auf zu neuen Höhen schwingt und nach neun Minuten langsam verklingt. Ein würdiger Abgang von der Bühne.
Fazit: Ich muss nach meiner Lobhudelei für An Erotic End Of Times schon wieder damit anfangen. Das, was Philippe Deschemin mit seinen Mitstreitern Erwan Frugier an Gitarre und Synth-Programming, und Mehdi Desoeuvre an Gitarre und Bass hier wieder abliefert, ist ein Gothic-Rock-Metal Feuerwerk der Extraklasse. Bekannt erscheinende Gitarrenriffs, die man so aus den End-Achzigern in der Progrock und Heavy Metal Szene kennt, tauchen hier in Verbindung mit düsterem Grabgesang und sphärischen Elementen aus getragenen Keyboardflächen auf, und bilden eine sehr homogene Einheit aus analogen und elektronischen Klängen mit einem Schuss Industrial drin. Das Album ist durchsetzt mit Sprachsamples von Aleister Crowley, The Great Beast. Die Band macht sich seine Worte „Liebe ist das Gesetz, Liebe unter dem Willen“ zueigen und wandelt diese um in ihr eigenes Ich.
Ohne Wenn und Aber gibt’s hier wieder die volle Punktzahl.
5 / 5
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Porn – The Ogre inside
Label: (((echozone))) ; 2017
Erscheinungsdatum: 20.10.2017
CD: 14,99 €
Tracklisting:
01 – Sunset of Cruelty
02 – She holds my Will
03 – Nothing but the Blood
04 – May be the last Time
05 – Close the Window
06 – Death does not last forever
07 – Heavy is the Crown
08 – You will be the Death of me
09 – The Ogre inside
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